Marlene

Sie ist das wachende Auge bei VIENNARAMA. Kein Beistrich- und  Grammatikfehler entgeht ihrem scharfen Blick. Wir reden von keiner Geringeren als Marlene Winter. Schön, dass es dich in unseren VIENNARAMA-Welt gibt. Mehr über sie lest ihr bei uns. 

Wie bist du zu VIENNARAMA gekommen?

Zu Fuß! :) Nein, ernsthaft. Ich habe Hannahs (VIENNARAMA-Gründerin und Chefredakteurin) schriftlich verbreitete Wien-Liebe schon länger verfolgt und sie eines Tages gefragt: „Kann ich auch was für VIENNARAMA schreiben?“. Ihre Antwort war diplomatisch wie immer: „Wenn du kannst!“ Aus irgendeinem Grund hat sie offensichtlich befunden, ich kann, und seitdem bin ich dabei.

Wann hast du deine Lust am Schreiben entdeckt?

Die Liebe zu Lesen und Schreiben kam bei mir schon sehr früh. Ich wollte bereits im Kindergarten lesen lernen, damit ich auch unabhängig von sogenannten Erwachsenen Bücher lesen konnte und kam deshalb auch ein Jahr früher in die Volksschule, wo ich endlich so viele Geschichten schreiben und lesen konnte, wie ich wollte. Die Themen haben sich etwas geändert, aber die Liebe zu fantastischer und phantastischer Formulierung ist noch immer dieselbe.

Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit?337535_10151105676670371_2100693428_o

In meiner Funktion als Korrekturleserin vor allem, dass meine nervige Angewohnheit, Rechtschreib- und Beistrichfehler zu finden, zu einer nützlichen Superkraft wird. Als Kolumnistin genieße ich es, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen – diese Narrenfreiheit hat man in professionellen Artikeln nicht. In eine Ausstellung zu gehen und Fakten mit Kritik und Wissen zu verknüpfen hat allerdings auch seinen Reiz. Also alles in allem gefällt mir alles in allem!

Welche Themen interessieren dich besonders?

Wie gesagt ist Kunst mein Lieblingsthema. Ich liebe es, auch mehr über den Menschen hinter der Kunst zu erfahren, denn ich höre immer einen Satz im Hinterkopf, den mein Vater einmal als Kind zu mir gesagt hat: „Das Werk von jemandem kann man erst richtig verstehen, wenn man die Biographie eines Menschen kennt.“ Ich habe das damals nicht ganz erfasst, aber je älter ich wurde, umso mehr ist es in mich als Wahrheit eingesickert.

Meine Traumstory/interview wäre?

Hm. Das ist eine schwierige Frage. Ich persönlich habe kein/e Traumstory bzw. -interview, da ich, wenn ich mich für eine Person oder ein Thema interessiere, irrsinnig viele Fragen habe, die den Rahmen einer Story sprengen würden und zudem nicht unbedingt alle leserrelevant sind. Müsste ich mich jedoch sofort entscheiden, würde ich André Heller interviewen. Eine faszinierende Person, die meiner Meinung nach wirklich gelebt hat, sich verwirklicht hat, Rückschläge erlebt hat, unglaublich viele subjektiv empfundene Fehler begangen hat und daraus sehr viel gelernt hat und zudem noch ein sehr großes Wissen über weltliche und emotionale Vorgänge besitzt.

Was macht Wien für dich zu etwas Besonderem?

Erstmal, dass ich hier geboren wurde. Dann schätze ich vor allem die alten Gebäudefassaden, ich staune immer wieder. Und die großartige Infrastruktur! Ich mag auch, dass Wien sehr vielfältig ist. Ich liebe die Graffiti-Szene am Donaukanal genauso wie die neuen „In“-Lokale davor, wo – so sagt man – viele schöne Menschen sitzen. (Wann kam dieses Kriterium auf, bitte? Ich mag gerade Orte, wo auch Menschen abseits der Schönheitsnorm ihr Dasein zelebrieren können. Nur so am Rande bzw. in Klammer.) Besonders gut gefällt mir ein bestimmtes Graffiti am Donaukanal, das einen Mann in Anzug sprechblasen lässt: „Genau unter diesem Graffiti öffne ich meine neue Bobo-Bar!“ Lieb ich!

neuWas machst du, wenn du nicht als Schreiberling für VIENNARAMA unterwegs bist?

Arbeiten, das heißt in meinem Fall in einem Gewürzgeschäft für Ordnung und glückliche Kunden sorgen, schlafen, essen und vor allem Menschen treffen und Menschen kennenlernen. Daher auch meine Antwort auf die Frage „Was ist dein Hobby?“ – „Menschen.“ Wobei Hobby zu lapidar klingt. Ich liebe Menschen einfach. Ich liebe es, Eigenheiten kennenzulernen, einen bestimmten Humor zu erforschen, Gesten, Mimik und Muster zu verstehen.

Der schönste Ort in Wien? Und warum?

Der schönste Ort in Wien ist für mich immer ein anderer. Es kann der Arkadenhof der Uni in der Sonne sein, wenn ich Musik höre und mich ganz und gar Sommer fühle. Es kann vorm Flex sein, wenn ich mit guten Leuten Sozialkinostudien betreibe. Es kann irgendwo am Wasser sein, in dem sich der Mond spiegelt, wenn ich in meiner Melancholie ertrinken möchte. Oder auch einfach mein Bett. Ich liebe mein Bett über alles.

Was an dir ist besonders wienerisch?

Dass ich immer „ur leiwand“ sage. Ich kann nicht anders. Ich find so viel leiwand, dass ich’s einfach nicht lassen kann.

Dein liebstes wienerische Wort?

„Ur“ und „leiwand“. Beste Kombination und über die Grenzen des Bundeslandes ein allseits bekanntes Herkunftszertifikat.

Die lustigste Wiener Eigenart?

Das geflügelte Wort in der Feinkostabteilung: „Derfs a bissal mehr sein?“

Dein letztes Konzert?

Ich weiß nicht, ob das als Konzert gilt, aber zuletzt war ich bei Flip & Average in der Camera. Wie immer: Ur leiwand!

Dein letzter Ausstellungsbesuch?

Ist zu meiner Schande schon einige Zeit her. Die letzte kunstübergreifende Veranstaltung, die ich besucht habe, war das Free.Space Festival (nachzulesen auf VIENNARAMA!).

Wenn ich einen Tag jemand anderes sein könnte wäre ich _____?  Und warum?

Ich ohne Angst. Weil ich glaube, dass jeder Mensch ohne Angst Großartiges vollbringen könnte.

Warum wir Journalisten keine Zukunftsängste haben sollten?

Weil wir sonst jetzt und sofort alles hinschmeißen und was anderes tun sollten. Und das mag ich nicht. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Manche treibt gerade die Zukunftsangst zu Spitzenleistungen an. Ich gehöre nicht dazu.

Dieses Geheimnis hab ich noch niemandem verraten? 

Puuuh. Ich erzähle eigentlich immer gleich jedem alles. So bin ich. Wie sollen mich die Menschen sonst kennenlernen? Vielleicht, dass ich alle Twilight-Romane gelesen hab?! Und ich muss sagen, sie haben mir in einer schweren Zeit meines Lebens super Ablenkung gebracht. Wirklich.

Meine letzten Worte sollen sein?

Endlich wieder zuhause.

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