Mr. and Mrs. Clark and Percy, 1970–1971

Knallige Farben und Männer im Swimmingpool. So kennt man David Hockney. Dass der Künstler auch anders kann, das zeigt die aktuelle Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien, die in Zusammenarbeit mit der Tate Gallery UK sein umfassendes Werk präsentiert. VIENNARAMA-Redakteurin Marlene hat sich aufgemacht, um mehr über den britischen Künstler zu erfahren.

Der Swimmingpool

Sieben Dekaden David Hockney. Das klingt doch vielversprechend und lockt in die Ausstellung an der Freyung. Begrüßt wird man hier im imposanten Hauptraum, der immer wieder aufs Neue mit seinen Marmorsäulen beeindruckt, von den bekanntesten Werken Hockneys: Den Swimmingpools. Die kräftigen Farben und das eingefangene Sonnenlicht entführen uns nach Los Angeles, wo ab 1964 jene Werke entstanden, mit denen Hockney sofort assoziiert wird. Doch zweigt man in den linken Raum ab, so zeigt sich bereits eine weniger bekannte Seite des heute 84-jährigen Briten.

Two Boys in a Pool, Hollywood, 1965
David Hockney – Two Boys in a Pool, Hollywood, 1965

Natur vs. Technik

Das jüngste Werk des Künstlers, das moderne Technik miteinbezieht, sind seine ab 2000 entwickelten iPhone- und iPad-Bilder. Mit mehreren Kameraperspektiven und digitalem Strich werden in diesen Landschaften und Räume betrachtet, auseinandergenommen und bearbeitet. Auch Videoinstallationen wie beispielsweise eine Landschaft, die sich aus verschiedenen Monitoren und Videos im Mosaikstil zusammensetzt, zeugt von der Medienvielfalt Hockneys. Die nächsten Räume führen uns dann in eine frühere Schaffensphase zurück und zeigen, dass dem Medieneinsatz ein Experimentieren mit Stilen voranging. Ob lebensgroße Porträts von Freunden oder seinen Eltern oder aber auch ein Kratzen am Abstrakten, in dem das Objekt des Malerinteresses nicht mehr klar erkenntlich ist – Hockney erfindet sich stets neu.

Felled Trees on Woldgate, 2008
David Hockney – Felled Trees on Woldgate, 2008 (Foto: Richard Schmidt)

Hockney und die Männer

Einen besonders großen Kontrast zu seinen Wasserstudien stellen hier die Radierungen um 1960 dar, die im Gegensatz zu den großformatigen, bunten Szenerien LAs kleinformatig, filigran und intim daherkommen. Intim im wahrsten Sinne des Wortes, denn Homosexualität taucht immer wieder als Thema in Hockneys Kunst auf. Seien es zwei vertraute, junge Männer im Bett, ein männlicher Akt unter der Dusche oder Titel wie „Doll Boy“, wodurch Hockney sich auch künstlerisch mit seiner Sexualität und einem großen Tabuthema dieser Zeit auseinandersetzt. Schließlich findet sich mit seiner fotografischen Dokumentation „40 Snaps of my House, August 1990“ der Link zwischen Malerei und Videomontagen, wobei zusätzlich ein Einblick in Hockneys Zuhause gegeben wird.

In the Studio, December 2017, 2017
David Hockney: In the Studio, December 2017, 2017 (Foto: Tate)

VIENNARAMA-Fazit: Eine spannende Werkschau, die die Vielseitigkeit eines Künstlers in den Fokus rückt, den man möglicherweise gerne in eine Schublade steckt. Ein buntes und schwarz-weißes Sammelsurium an immer wieder neuen Herangehensweisen und Motiven – wer eine klare Linie sucht oder sich auf den klassischen Stil Hockneys bzw. nur Porträts einstellt, wird enttäuscht werden.

David Hockney: INSIGHTS – zu sehen bis 19.06. im Kunstforum Wien

 

Bank Austria Kunstforum Wien
Freyung 8
1010 Wien
Täglich 10:00-19:00
Freitags 10:00-21:00
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