In Zeiten von Facebook, Youtube & Co. wird es immer einfacher, sein ganzes Leben mit Freunden zu teilen. Nun zeigt uns Regisseur James Ponsoldt mit der Buchverfilmung „The Circle“ die Dystopie einer allmächtigen Social Media Plattform und ihren Einfluss auf die Privatsphäre der Menschen. VIENNARAMA hat es sich für euch angesehen!
Was ist The Circle?
Oder besser gesagt: Was ist The Circle nicht? Die Idee einer allumfassenden Internetpräsenz wirkt wie ein Albtraum für jeden Social Media Gegner. The Circle ist eine gigantische Mischung aus Facebook, Google, Youtube und Twitter und wird von beinahe der ganzen Welt religiös genutzt. Die Mitarbeiter des Unternehmens leben zusammen auf einem riesigen Campus, in dem jede Menge Aktivitäten, Seminare und Social Events angeboten werden. Als die junge Mae (Emma Watson) einen Job bei The Circle ergattert, ist sie erstmal überwältigt von dieser scheinbar perfekten Welt und hat Schwierigkeiten sich anzupassen. Ihre Jugendfreundin Annie (Karen Gillan), die eine wichtige Position bei The Circle innehat, hilft ihr dabei so gut sie kann, ist jedoch durch ihre Arbeit oft nicht erreichbar. Langsam integriert sich Mae in die virtuelle Onlinepräsenz von The Circle und taucht auch in die Mentalität, die von den Unternehmensführern Bailey (Tom Hanks) und Stenton (Patton Oswalt) wie ein Mantra vorgepredigt wird, ein: Transparenz ist ein Muss, Privatsphäre ist Diebstahl!
Ständige Überwachung
Zu diesem Zweck setzt The Circle immer mehr auf technologische Innovationen. So werden beispielsweise kleine drahtlose Kameras auf der ganzen Welt installiert, die 24 Stunden am Tag Bilder übertragen. Als Mae bei einem Kajakunfall nur durch diese Kameras gerettet werden kann, ist sie von der Idee vollkommen überzeugt. Kurzerhand meldet sie sich freiweilig als erste Person, die eine Kamera an ihrem Körper trägt und ihr Leben so vollkommen transparent für die ganze Welt macht. Die konstante Überwachung bringt ihr zwar viele Fans ein, jedoch wenden sich Maes Freunde und Familie dadurch auch langsam von ihr ab. Als sie der mysteriöse Ty (John Boyega) dann auch noch auf die extremen Ausmaße der Datenspeicherung aufmerksam macht, wird Mae doch etwas misstrauisch. The Circle nimmt immer mehr Einfluss auf ihr Leben und schließlich stellt sich die Frage, wo der Wahnsinn ein Ende haben soll.
Der Wahnsinn hat kein Ende
The Circle soll als abschreckendes Beispiel für eine Welt dienen, in der Privatsphäre freiwillig für konstante Onlinepräsenz geopfert wird. Die Realität eines solchen umfangreichen Medienkonglomerats, wie The Circle es darstellt, ist ja nicht undenkbar. Jedoch werden in diesem Film jegliche Innovationen auf eine derart extreme und erschreckende Weise dargestellt, wie sie in Wirklichkeit nie durchgesetzt werden könnten. Die drahtlosen Kameras, genannt SeeChange, werden ohne Kontrolle einfach über den gesamten Globus verteilt. Die Suchfunktion SoulSearch soll Personen innerhalb von 20 Minuten finden und artet in einer gefährlichen Menschenjagd aus. Ein konstanter Live Stream des Lebens eines Menschen wird ohne Filter und Zensur den Usern zur Verfügung gestellt. Was natürlich bereits existierende Grundlagen hat, wird in The Circle auf die Spitze getrieben. Und hier fängt erst das Problem der Glaubhaftigkeit des Films an.
Social Makeover
Emma Watson verkörpert die junge Mae, die anfangs absolut nichts mit Social Media Profilen zu tun hat. Als sie bei The Circle aufgenommen wird, muss sie sich sofort der ständigen Online Community ausliefern und wird beinahe gezwungen, jeden Schritt in ihrem Leben mit den Kollegen zu teilen. Man merkt, dass sie sich in dieser Situation zuerst überfordert und unwohl fühlt. Doch dann beginnt sie, sich ihrem neuen Arbeitsumfeld anzupassen. Und das geschieht in einer solch überspitzten Weise, dass man kaum nachvollziehen kann, wie aus dem schüchternen Mädchen plötzlich ein Social Media Star wird. Ihre Einstellung zu den Themen Transparenz und Privatsphäre werden ohne richtigen Grund vollkommen auf den Kopf gestellt und ihre persönliche Entwicklung in der Story wirkt an den Haaren herbeigezogen. Der Moment, in dem Mae vorschlägt, dass jede Person, die sich an US Wahlen beteiligen will, ein Circle Profil haben muss, lässt einen dann schon kurz am gesunden Menschenverstand der gesamten Circle Crew zweifeln. Obwohl der gesamte Fokus des Films Emma Watson’s Charakter gewidmet ist, ist es leider nicht gelungen, ihre Story nachvollziehbar zu erzählen. Dabei ist es richtig schade, dass die anderen Schauspieler, wie Karen Gillan, Tom Hanks und John Boyega viel zu wenig Screen Time haben, besonders da ihre Figuren sehr interessant gewesen wären.
VIENNARAMA-Fazit: The Circle soll eine Warnung vor dem immer weiter wachsenden Social Media und Datenspeicher-Problem sein. Was dabei aber herausgekommen ist, ist ein unrealistisches Szenario mit Figuren, deren Geschichten nicht nachzuvollziehen sind. Schade um die eigentlich hervorragenden Schauspieler und die potentiell interessante Story!
The Circle – jetzt im Kino!
Foto-Credits © Constantin Film
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