Lustig ist schnell mal einer. Den Mut haben, sich auf die Bühne zu stellen und sich der Welt zu präsentieren – das können wenige. Leo Toriser kann. Wir haben den jungen Kabarettisten für euch getroffen und keinen Wuchteldrucker, sondern einen erfrischend ehrlichen und selbstreflektierten Menschen kennengelernt – der sich früher für einen Jedi-Ritter gehalten hat.
In Gegenwart der Ente. So ist der Titel seines ersten Solo-Programms, das kommenden Donnerstag Premiere feiert. In Gegenwart der VIENNARAMA-Redakteurin hat sich Leo Zeit genommen und in einem unserer längsten Interviews unsere Fragen beantwortet. Doch wer steckt hinter solch einer Beschreibung: „Misanthrop, Pazifist und Gelegenheitsbonvivant. Gefangen vom Durst nach der Bestätigung von Außen zwischen depressiver Antriebslosigkeit und manischem Schaffensdrang. Kein Kind seiner Zeit, streng genommen aber dann doch auch wieder schon.“? Wir haben die Antwort für euch.
Vom Klassenclown auf die Bühne der „Comedy-Chance“
Seine Karriere hat er als Klassenkasperl begonnen. Danach in der Schule am Theater gespielt. Sich bei Schulsprecherhearings als Moderator probiert und schließlich bei einem Abend am Theater am Alsergrund bei der „Open Stage“ zum ersten Mal Kabarettbühnenerfahrung gesammelt. Vom Duo-Projekt „Die Schwarzen Dornen“ bis hin zum Kabarett-Ensemble „Die Blutgruppe“, hat es ihn schlussendlich ins Finale der „Großen Comedy Chance“ verschlagen. Sieht man sich den Lebenslauf des jungen Künstlers an, scheint es, es gibt kaum etwas, was er noch nicht probiert hat. Doch wie kam es dazu? „Es ist bei mir schwer in die Gänge gekommen. Am Anfang habe ich drei Solo-Abende improvisiert, einmal ist es gut gelaufen, einmal zufriedenstellend und einmal war es eine Katastrophe. Da hab ich mir gedacht, dass ich so einen improvisierten Abend nicht mehr mache – das kann nämlich auch komplett daneben gehen. Man ist da sehr sensibel auf die Publikumsreaktion und selbst wenn es Leute sind, die man kennt und die dann sagen, dass es eh gepasst hat, dann weiß man, es hat nicht gepasst. So fängt man halt an. Am Anfang kommen Leute, die man kennt und dann kommt halt Kritik, die einem nicht wirklich weiterhilft.“
Selbstreflektion – Selbstbeweihräucherung ist mir unangenehm
Wir merken schnell. Der Mann ist sein größter Kritiker. So wird aktiv nach Feedback des Publikums gesucht, wenn es nach ihm geht, am besten ein Kabarett-Kollege. Auftritte werden aufgezeichnet und analysiert und lacht das Publikum an einer unerwarteten Stelle, dann fragt Leo schon mal genauer nach. „Wenn man nicht reflektiert, was man da selbst auf die Bühne gebracht hat, dann ist man beim zweiten Programm eh schon zu vergessen. Es kann dir passieren, wenn du dich selber für unfehlbar hältst, dass du dann abstürzt. Ich hab früher immer gedacht als Kabarettist ist man so etwas wie ein Jedi-Ritter. Aber im Endeffekt kann man eh nicht mehr, als das Publikum zu unterhalten und im Idealfall kann man jemanden anregen, dass er sich mit einem Thema beschäftigt. Du wirst auf der Bühne die Welt nicht verändern. Das sollte man nicht überschätzen.“
Wie sieht jemand, der mitten im Geschehen drinnen steckt, die junge Kabarettszene Österreichs? „Ich mach‘ das erst seit 2005 und kann nicht sagen, wie es früher war –momentan haben viele das Gefühl, dass die Szene überschwemmt wird mit Leuten, die Kabarett machen wollen. Aber es haben längst nicht alle das Zeug dazu. Das muss man aber selber merken, dass das nichts wird. Es soll jeder die Möglichkeit haben es auszuprobieren.“ Selbst sieht er sich wenig Kabarett an und wenn, dann schon seine Nachwuchskollegen, wie er uns verrät.
Humor ist eine Geschmacksfrage – jeder findet sein Publikum!
„Wenn du alleine wo spielst, wo du niemanden kennst, kannst du komplett das falsche Publikum erwischen für das was du machst – da kommt eine feindseelige Stimmung auf und wenn du dann alleine bist, ist es total schirch.“ Ehrliche Worte. Hat ihn trotzdem nicht aufgehalten mit seinem ersten Solo-Programm am Donnerstag Premiere zu feiern. „In Gegenwart der Ente“ – so der klingende Name, für den nicht zuletzt sein Vorpremieren-Publikum verantwortlich ist. Dieses hat er nämlich abstimmen lassen, wie der endgültige Name heißen soll. Bis zu seinem Programm war es ein langer Weg. „Man scheitert an eigenem Perfektionismus und dem Anspruch, den man an sich selber hat, dass man DAS Programm schreibt! Ich hab‘ einen Kompromiss eingehen müssen, ich bin sehr detailverliebt und habe einen sehr hohen Anspruch an mich selber – je mehr ich mich hineinsteigere, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es mal fertig wird.“ Wir sind froh, dass es geklappt hat und sind uns sicher, dass „In Gegenwart der Ente“ ein Erfolg wird und man sich den Namen Leo Toriser merken sollte. Wir werden es bestimmt.
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