Der Stephansdom. Das Herzen Wiens. Was passiert, wenn unsere Jenni 343 Stufen erklimmt und dabei mehr Körperkontakt mit fremden Touristen hat als gewollt – das lest in ihrem heutigen Stammcafé.
Was der Eiffelturm für Paris ist, Big Ben für London und das Colosseum für Rom, ist der Stephansdom für Wien. Umso verwunderlicher ist es, dass ich eine der Einzigen in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis bin, die ihn tatsächlich schon erklommen hat. „Weshalb sollte ich das tun?“ hieß es von allen Seiten. Warum man das machen sollte, kann man schwer erklären, dazu muss man schon mit eigenen Augen die atemberaubende Aussicht gesehen haben. Für einen im Städtevergleich spottbilligen Preis von 3,50€ kann man die 137m hohe Spitze des Steffls – so wird der Südturm genannt – erklimmen. Zugegeben, man darf keine Platzangst und sollte eine gute Kondition haben, denn die 343 Stufen gehen ganz schön in die Beine.
Alle paar Meter muss man stoppen, um sich – mit mehr Körperkontakt als jedem normalen Menschen lieb ist – an den entgegenkommenden, keuchenden Menschen vorbeizuschlängeln. Eine Mischung aus Touristen mit Fernglas um den Hals, älteren Mitmenschen, die in der Pension auf Erkundungstouren aus sind und Fotografen mit Kameratasche. Ich persönlich würde mich an dieser Stelle als Mischung aus allem einstufen.
Aber wie schon gesagt, die Aussicht, die einem dann geboten wird, ist es auf jeden Fall wert. Die Zeit bleibt hier oben irgendwie stehen. Ich glaube, es verging eine Stunde, vielleicht auch mehr. Dutzende Fotos später reißt man sich dann los, jegliches Zeitgefühl verloren und alle Alltagsgedanken ausgeschaltet. Der ganze Trubel und Lärm, der sonst durch die Gassen und Straßen hallt, verschwindet hier oben. Man hört nur das Knarren der alten Holzdielen, den Wind, der durch den kleinen Raum pfeift und das Knipsen der Kameras. Und für eine Weile steht man über den Dingen. Interessant, wie viele verschiedene Baustile man auf einen Blick erkennen kann. Einen alten Wasserturm, der zwischen Bäumen nicht weit vom Rathaus zu erkennen ist. Bunte Altbau-Wohnhäuser, zwischen denen plötzlich eine mittelalterlich-anmutende Kirche emporragt und man sich fragt, wie man dieses Gebäude all die Zeit übersehen konnte (kleine Anmerkung am Rande: gesucht und gefunden!). Den Graben und die Kärntnerstraße mit ihren vielen Besuchern, die von hier aus wie Ameisen aussehen, die geschäftig ihre Beute heimwärts tragen. Riesige, begrünte Innenhöfe, von denen man nie erwarten würde, sie anzutreffen, wenn man an dem unscheinbaren Wohnhaus vorbeischlendert. Dachterrassen und Penthäuser, die einen – so ehrlich muss man sein – ein klein wenig neidisch werden lassen. Und ganz nebenbei fällt einem beim Blick über die ganze Stadt noch auf, dass das alte Sprichwort wahrer nicht sein könnte: Wien ist ein Dorf.
Wer also die Vielfältigkeit auf einem Blick erleben will, sollte sich wirklich Zeit für einen kleinen Ausflug nehmen, um unser wunderbares Wahrzeichen zu erkunden. Ganz nebenbei kann man auch noch das eine Foto schießen, das jeden „Warum“-Sager verstummen lässt. „Darum!“
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