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Heute schlagen wir ernste Töne bei VIENNARAMA an. Muss auch einmal sein. Denn es geht um unsere Zukunft. Weitermachen oder doch aufgeben? Unsere beiden Kolumnistinnen Marlene und Hannah sind sich wie so oft nicht einig. 

Pro: Marlene – Weitermachen ist mein Ding. Ich gehe nicht, ich schreibe wieder.

„Aufgeben tut man nur einen Brief!“ – Das ist die erste glorreiche Wortmeldung, die mir zu diesem Thema durch den Kopf schießt. Abgesehen von der hinterfragungswürdigen Quelle dieser Aussage, die Sprachliebhabern wie mir Krämpfe im Gehirn „bescheren tut“, sagt der blitzschnelle Abruf doch etwas über meinen Charakter aus. Denn meine (nur für mich gültige) Meinung ist: Erst wenn ich überzeugt bin, alles in meinem subjektiv Möglichen getan zu haben, darf ich aufgeben. Vorausgesetzt, dass das betreffende Projekt für mich irgendwo einen sinnvollen Zweck erfüllt: Sei es Finanzielles, eine Sprosse auf der Karriereleiter oder wie in der Herzensangelegenheit VIENNARAMA Leidenschaft und Glaube an einen gemeinschaftlichen Nutzen.

Als Hannah, ihres Zeichens Gründerin, Marlenegroßartige Chefredakteurin und einer der liebsten und lustigsten Menschen, den ich kenne, also auf mich zukam und mir von dem geplanten Aus von VIENNARAMA erzählte, fühlte ich ein dumpfes Unwohlsein. Ich hatte und habe bei weitem noch nicht alles getan und kann mich daher nicht rühmen, ihr zu 100% unter die Arme gegriffen zu haben. Und wer schon einmal versucht hat, für ein unentgeltliches Herzensprojekt freiwillige Helfer zu finden, die Motivation bei diesen aufrechtzuerhalten, gleichzeitig als Chef Fristen zu setzen und einen Zeitplan am laufen zu halten UND das alles noch neben einem 30-Stunden-Job und Studium, der hat meiner Meinung nach von vornherein schon einen Orden verdient!

Zeit, um etwas zurückzugeben. 5 Jahre Durchhaltevermögen, Einsatz und Geduld sind nämlich „ka Bemmerl“, wie ich als Wienerin sagen darf. Ich ziehe also in den VIENNARAMA-Olymp ein. Natürlich ist es eine dankbare Funktion, da für mich der Boden bereits geebnet und Strukturen gegraben sind. Trotzdem kann man sich in der Sintflut von Onlinemagazinen, Blogs und Newslettern heute schnell mal wie ein Sandkorn im Ozean fühlen – aber gut, es ist Sommer und der Ozean ist angenehm kühl!

Weitermachen ist mein Ding. Ich gehe nicht, ich schreibe wieder. Mit einem Team von Textheroen an meiner Seite. Ich hoffe, auch ihr, geschätzte Leser und Leserinnen, macht weiter mit uns, damit unsere Buchstaben im Internet ihre Existenzberechtigung haben.

Contra: Hannah – Man bleibt so lange zusammen bis man gelernt hat, was man von der Person lernen musste.

Aufgeben tut man nicht. Man hält durch. Man erkennt Probleme und versucht sie zu beheben. Aber was, wenn man an einem Punkt ist, wo man nichts mehr geben kann? Wenn man seines Erachtens alles probiert hat und seine persönlichen Grenzen erreicht hat? Weitermachen oder aufgeben?

Vor genau dieser Entscheidung standen wir vor einigen Wochen. VIENNARAMA weiter betreiben oder das Kapitel abschließen? Ich für meinen Teil bin zum Entschluss gekommen, dass es nur noch einen Weg gibt: Aufgeben – kurz und schmerzlos.

5 Jahre of Awesomeness 

HannahVor über fünf Jahren waren wir ein Zusammenschluss von Studenten, die die Liebe zu Wien und deren Kunst und Kultur vereint hat. Doch wir haben uns entwickelt. Aus Studenten sind berufstätige Personen geworden, die ihren Berufungen nachgehen. Das ist einerseits sehr traurig, weil, viele werden es bemerkt haben, VIENNARAMA dadurch gelitten hat.  Andererseits macht es mich stolz, stolz so viele tolle Menschen zu kennen und ihre Lebenswege beobachten zu können. Ich bin deswegen nicht beleidigt oder gekränkt, aber man muss zu der Einsicht kommen, dass man auf Entwicklungen eingehen muss. Ich bin dagegen, Dinge zwanghaft am Leben zu erhalten. Zur Blütezeit von VIENNARAMA habe ich oft und gerne von unserer Arbeit erzählt. Ich war stolze Gründerin eines Onlinemagazins. Doch heutzutage ist es wie eine stetige Erinnerung. „Du hast es nicht auf die Reihe bekommen, Hannah. Nein, Job, Studium, soziales Leben und VIENNARAMA haben dich an deine Grenzen gebracht.“ Es ist bitter. Niemand konfrontiert sich gerne mit seinen Schwächen. Aber ich habe das Gefühl, dass es an der Zeit ist, genau jetzt etwas dagegen zu tun. Wenn ich das Gefühl habe, etwas nicht zu 100% machen zu können, dann finde ich es besser einen Schlussstrich zu ziehen als ein langes, qualvolles Dahinleiden in Kauf zu nehmen. Lieber VIENNARAMA als Bereicherung in Erinnerung haben als einen ständiger Reminder des Versagens vor Augen. Klingt drastisch – ist aber so.

 Auseinandergehen tut weh! 

Mit VIENNARAMA ist es wie mit Beziehungen. Man bleibt so lange zusammen bis man gelernt hat, was man von der Person lernen musste. Über sich. Über den anderen. Über die Umgebung. Und ich habe viel gelernt. Ich bin durch VIENNARAMA ein offenerer Mensch geworden. Auch wenn ich mich vor jedem Interview gehasst habe, mich in diese Situation zu bringen, mich mit Ängsten zu konfrontieren – ich bin jedes Mal stärker und „besser“ wieder herausgegangen. Ich habe gelernt mich auf Menschen einzulassen, ihnen genau zuzuhören und ein Stück ihrer Geschichte zu erfahren. Das hat mich nicht nur persönlich, sondern auch journalistisch bereichert. Trotzdem bin ich nach langen Nächten der Überlegung und Diskussionen mit meiner Kolumnenpartnerin in Crime, Marlene, zu einem Entschluss gekommen: Es ist Zeit aufzugeben. Zeit loszulassen und ein wichtiges Kapitel meines Lebens hinter mir zu lassen. Wieso? Weil ich mir eingestehen musste, dass ich zwar genauso überzeugt vom Konzept bin wie noch vor fünf Jahren, aber meine Lebensumstände sich geändert haben. So, dass ich an meine Grenzen gestoßen bin. Mental und physisch. Der Gedanke an ein Interview, eine neue Ausstellung oder ein neues Wort am Sonntag haben nicht mehr Begeisterung und Motivation geweckt, sondern Stress und Missmut. Auch wenn es schwer fällt: Ich habe mich entschieden aufzugeben.

Aber wie so oft im Leben führt man eine Beziehung auch mit anderen Menschen. Und deswegen bin ich froh, dass ich in einer Dreiecksbeziehung mit Marlene Winter und VIENNARAMA lebe. Denn da ist jemand, der die Kraft und Motivation hat unser berufliches Baby noch nicht aufzugeben. Und darüber bin ich sehr froh! Deswegen werde ich mich zurückziehen und Marlene das Ruder übergeben. Sie wird sich den Sommer Zeit nehmen und gemeinsam mit unserem sagenhaften Team versuchen VIENNARAMA wieder zu beleben. Ich bin gespannt, ich hoffe ihr seid es auch.

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