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Da ist er auch schon – unser erster Artikel im Zuge der Kooperation mit social attitude. Christina R. ist ein „Stadtmensch“. Was das heißt? Sie engagiert sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit, um anderen Menschen zu helfen und ihnen in sozialen Notlagen eine Orientierung zu bieten. Mit uns hat sie über ihre Motivation und das Bedürfnis zu helfen, gesprochen.

War für dich schon immer klar, dass du einmal im sozialen Bereich tätig sein willst?

Nein, das war es nicht. Ich wollte eher in den Journalismus und habe dort auch ein paar Stationen hinter mich gebracht. Ich habe aber schnell festgestellt, dass ich in eine andere Richtung gehen möchte, wusste aber lange nicht, in welche. 2015 habe ich mich dann als Ehrenamtliche bei den „Stadtmenschen“ Wien beworben und dort die Ausbildung absolviert. So bin ich in den sozialen Bereich gekommen und habe schnell bemerkt, dass ich hier bleiben will.

Was macht für dich den Reiz aus, im sozialen Sektor tätig zu sein?

Das klingt vielleicht kitschig, aber den Reiz macht für mich aus, dass ich so etwas für Menschen tun kann. Mir persönlich geht es gut, ich hab studieren können und ich verschiedene Jobs gemacht. Viele haben die Chance, diesen Weg zu gehen, nicht gehabt. Ich finde es einfach schön, wenn man die Möglichkeit hat, Menschen zu unterstützen. Bei den Stadtmenschen geht es darum, den Menschen einen Weg zu zeigen, den man gehen könnte. Wir vermitteln die Menschen, die in unsere Sprechstunden kommen, an Organisationen, die ihnen dann weiterhelfen. Wir geben also Orientierung im Sozialbereich.

Das ist das Schöne bei den Stadtmenschen – ich hab das Wissen, kann es mir aneignen und kann so Menschen weiterhelfen.

Du hast bei deinen Beratungen sicher auch mit belastenden Geschichten zu tun. Fällt es dir leicht, dich abzugrenzen?

Das ist ein Prozess. Am Anfang hast du das Gefühl, du willst die Welt retten und unbedingt jedem helfen. Es gibt aber auch Situationen, wo man schlicht und einfach nicht helfen kann. Es kommen sehr unterschiedliche Menschen zu uns mit unterschiedlichen Problemen. Manchmal geht es um einfache Auskünfte, aber es kommen auch Menschen, die große Probleme haben. Zum Beispiel können wir keine therapeutische Hilfe leisten.  Oft will man die Menschen an die Hand nehmen und jeden Schritt mit ihnen gehen, aber wir können sie nur informieren und an die richtige Anlaufstelle verweisen. Da ist es schon schwierig sich abzugrenzen. Für die einen mehr als für anderen.

Hast du das Gefühl, dass es bei euren Klienten eine Hemmschwelle gibt, sich beraten zu lassen, oder wird das Angebot gut angenommen?

Ich hab eher positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen, die zu uns kommen, haben keine Hemmschwellen, eher umgekehrt. Die Leute glauben oft, sie müssen uns ihre komplette Lebensgeschichte erzählen, damit wir ihnen helfen können. Sie erklären dann, wie sie in die Situation gekommen sind, in der sie sich befinden. Wir nehmen uns natürlich die Zeit und hören zu und dann versuchen wir, das Problem zu strukturieren, schauen uns gemeinsam an, wo man ansetzen kann und welche Institutionen für das Problem in Wien zuständig sind. Ich habe eigentlich immer das Gefühl, dass die Leute sehr dankbar sind und sie sich freuen, gerade weil es bei uns so unkompliziert ist. Man muss sich nicht anmelden und die Beratung ist anonym.

Wie motivierst du dich für dein ehrenamtliches Engagement bei den Stadtmenschen?

 Es ist einfach wichtig, dass es eine erste Anlaufstelle gibt. Wir ersetzen ja nicht das bestehende Angebot, sondern sind eine zusätzliche erste Informationsstelle, bei der Menschen Hilfe, Beratung und Information bekommen. Meine Motivation ist, dass wenn es die Stadtmenschen nicht gäbe, die Leute vielleicht länger brauchen, um ans Ziel zu kommen oder die Information gar nicht bekommen. Das kann vieles ins Negative rücken, besonders wenn es um Fristen wie bei Wohnungsverlust geht.

Es gibt einfach viele tolle Angebote und Beratungsstellen in Wien, aber wenn Menschen nicht von den Angeboten wissen, dann können die natürlich auch nicht helfen.

Denkst du, dass in der heutigen Gesellschaft das ehrenamtliche Engagement zunimmt?

Ich hab schon das Gefühl, dass das Interesse an ehrenamtlichem Engagement steigt. Wir sehen das auch bei den Anfragen für unsere Stadtmenschen-Ausbildung. Wir haben momentan eine Warteliste mit Interessenten, da bei unseren Kurzlehrgängen die Anzahl der Plätze auf 18 begrenzt ist. Durch die Nachfrage finden jährlich zwei bis drei Kurzlehrgänge statt.

Es ist wichtig, viele Ehrenamtliche zu haben, denn niemand ist verpflichtet eine gewisse Stundenanzahl zu beraten. Oft hat man beruflich viel zu tun, es ändert sich privat etwas oder man ist krank – dann ist es gut, wenn man so viele Ehrenamtliche wie möglich hat. Man muss auch offen sagen, man hat auch nicht immer Lust, jede Woche eine Beratung zu machen – man engagiert sich, soweit es einem persönlich möglich ist. Als Ehrenamtlicher spendet man seine Zeit und sein Wissen. Es ist so schön zu sehen, dass bei den Stadtmenschen so viele unterschiedliche Ehrenamtliche zusammenkommen, die alle unterschiedliches Wissen mitbringen.

***Dieser Artikel wurde uns von unserem Kooperationspartner social attitude zur Verfügung gestellt.***

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