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Schon lange hat uns das Plakat zur Ausstellung in diversen U-Bahn Stationen angelacht: Franz Sedlacek. Chemiker der Phantasie. Wobei „angelacht“ wohl ein unpassender Begriff für die mysteriöse Aura innerhalb der Bilder des Künstlers ist. VIENNARAMA betrat wieder einmal das Wien Museum und fand wie so oft eine andere Welt vor.

Licht und Farbe
Es ist ein sonniger Nachmittag und die Karlskirche bemuttert uns wie immer gütig von oben, als wir zielsicher das Wien Museum ansteuern. Vielleicht der falsche Tag für eine so düster anmutende Kunstausstellung, denken wir uns noch, bevor wir in der rechten Ecke des 1.OGs den unscheinbaren Eintrittsbereich in die Sedlaceks Bildern zugedachten Räumlichkeiten entdecken. Von sonnig und strahlend weißen Wänden zu Dunkel. Ausnahmslos schwarze Wände und nur einzelne Spotlights, die von der ebenfalls schwarzen Decke die Bilder in Szene setzen. Und hat man die Bilder gesehen, so versteht man: Sie erzeugen ihr eigenes Licht und Dunkel.

Mystische Karikaturen10261789_10154004069790371_372778981_n
Ein zitronengelber Kakadu in einer düster-staubigen Bibliothek, der von einem markant steifen Bibliothekar mit einem überraschten bis abwertenden Blick versehen wird. „Der Besucher“, der in ein Zimmer voll Menschen mit übergroßen, beinahe in Deixmanier übercharakteristisch verformten Köpfen eintritt und erschrickt. Eine Wachsfigurenmanufaktur, in der man die Produktionen nicht mehr von ihren Produzenten unterscheiden mag. Ein Gewächshaus, in dem sich ein Mann mit surrealistisch spitzer Rundzinkennase Pflanzen besieht, die bei genauer Betrachtung ein geistergefangenes Gesicht in sich bergen – jede in ihrer eigenen Art und Weise. Eines haben alle Bilder dieses bestimmten Typus des Sedlacek-Gesamtwerks gemeinsam: Eine surrealistische, makabre und doch fein karikaturistische Ader.

10250764_10154004070770371_303615145_nZwischen Romantik, Chemie und Technik
1891 in Breslau, Polen, geboren, wankte Franz Sedlacek bildlich gesprochen und gemalt zwischen den träumerischen Einflüssen der Romantik und der wirtschaftlich-industriellen Nüchternheit der Neuen Sachlichkeit. So bricht der Künstler mit der Erwartung des Betrachters, wenn er in romantisch ruhende Landschaften, die an Caspar David Friedrich erinnern, ein Automobil anstelle eines einsamen Wanderers setzt. Andere Bilder erinnern wieder an Pieter Bruegels Winterlandschaften oder verzichten bewusst auf Perspektive und Räumlichkeit. Früh als Grafiker und Karikaturist tätig, später in der Ölmalerei, doch beruflich in der Chemie beheimatet, spannt sich ein bizarres Netz aus Interessen in seinem Werk auf.

VIENNARAMA-Fazit: Eine Wohlat für Sehnerv und Seele mit Tiefgang. Wer sich etwas Gutes tun möchte, ist in dieser atmosphärischen Ausstellung gut aufgehoben.

Schnell sein! Die Ausstellung „Franz Sedlacek – Chemiker der Fantasie“ noch bis 21.04. im Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien

Fotocredits: Wien Museum

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