Wie oft hast du im vergangenen Jahr deine Bohrmaschine benützt? Wir alle besitzen Gegenstände, die wir kaum oder gar nicht verwenden. Im Leila-Leihladen kann man sich deswegen Bohrmaschine, Zelt & Co einfach ausborgen. Wir von VIENNARAMA haben die Betreiber des Leila Wien zum Gespräch gebeten.
Was genau darf man sich unter dem Leila-Leihladen vorstellen?
Der Leila Wien ist eine Bibliothek der Dinge, sprich es funktioniert wie in einer Bücherei, nur gibt es bei uns statt Büchern von Werkzeug und Campingausrüstung über Kameras und Küchengeräte alles Mögliche auszuleihen. Damit können unsere Nutzer_innen Geld sparen, zuhause Platz schaffen und gleichzeitig Ressourcen schonen.
Wie seid ihr auf die Ideen gekommen ein eigenes Geschäft aufzumachen und wie lang gibt es euch schon?
Die Idee stammt ursprünglich aus Berlin, wo es mit dem Leila Berlin den ersten Leihladen gab. Ein Gründungsteam von sieben Personen hat dann vor vier Jahren einen eigenen Leila in Wien eröffnet. Vom ursprünglichen Team sind noch Ina Hahn, Simon Büchler und Stephanie Braun dabei.
Wie wurde Leila aufgenommen? Wie viele Gegenstände gibt es? Was wird am häufigsten ausgeborgt? Wie viele Mitglieder habt ihr?
Die Nachfrage war von Anfang an da, regelmäßig kommen neue Menschen dazu, die von dem Konzept begeistert sind. Insgesamt haben wir über 200 Mitglieder, die teilweise schon seit mehreren Jahren dabei sind. Sie können aus einem Pool von über 600 Gegenständen ausleihen. Am häufigsten werden unsere Bohrmaschinen ausgeliehen, aber auch der HD-Beamer oder der Kärcher erfreuen sich großer Beliebtheit.
Woher bezieht ihr eure Gegenstände und wie läuft der Prozess ab, wenn ich mir etwas ausborgen möchte?
Die Gegenstände wurden uns zum überwiegenden Teil von Menschen gespendet, die zuhause Platz schaffen wollten oder über längere Zeit verreisen und dergleichen. Der Rest wurde uns von diversen Menschen auf bestimmte oder unbestimmte Zeit geliehen. Der Ablauf im neuen Leila Wien ist ganz einfach: Du wirst online oder im Laden gratis Mitglied, reservierst dir deine Gegenstände im Online-Katalog oder kommst einfach in den Laden und stöberst in den Regalen. Dann nimmst du dir zum Beispiel die Bohrmaschine, bohrst zuhause deine Löcher und beim Zurückbringen zahlst du eine kleine Leihgebühr pro Gegenstand und Tag.
Wieso denkt ihr, dass es besonders heutzutage wichtig ist, die Share-Gedanken zu pushen?
Weil es überall nur noch um Wachstum geht: Mehr produzieren, mehr verkaufen, mehr konsumieren. Allein aus ökologischen Gründen ist es notwendig, die Ressourcen, die wir haben, gemeinsam zu nutzen, anstatt immer neue zu verbrauchen. Dazu gibt es den starken Trend, auch das Sharing zu kommerzialisieren, siehe Uber, AirBNB & Co., was nicht immer nachhaltig ist, weder was die Arbeitsbedingungen noch was die Umwelt angeht. Leila Wien bietet hingegen ein echtes Sharing-Angebot, indem Gebrauchsgegenstände einfach einer großen Gruppe an Nutzer_innen zur Verfügung gestellt und von diesen gemeinschaftlich genutzt werden anstatt im Keller zu verstauben.
Was kann jeder von uns in seinem Alltag machen, um sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Konsumformen zu unterstützen?
Bewusst konsumieren und einkaufen. Sich Gedanken darüber machen, woher unser Essen oder unsere Kleidung kommt. Nachdenken, ob wir Sachen wirklich brauchen und neu kaufen müssen. Allein bei der Beschaffung von Lebensmitteln gibt es mit Foodcoops, Foodsharing oder Dumpstern eine ganze Vielfalt von Alternativen zum Einkauf im Supermarkt. Und das funktioniert natürlich auch bei anderen Dingen wie Mitfahrgelegenheiten oder eben im Leila mit der gemeinsamen Nutzung von Gegenständen.
Ihr plant einen Umzug – wie ist es zu der Entscheidung gekommen? In welchem Bezirk wird man euch in Zukunft antreffen?
Derzeit teilen wir uns einen Raum in der Herbststraße in Ottakring mit anderen Initiativen und Projekten. Das schränkt uns natürlich ein, was die Öffnungszeiten und die Gestaltung angeht. Deswegen möchten wir gerne an einen besser angebundenen Ort, am besten in U-Bahn-Nähe ziehen, an dem wir auch von außen als Leila sichtbar sind, mit einem Raum, den wir frei gestalten können. In welchen Bezirk wir ziehen, wissen wir noch nicht, es bleibt also spannend. Der erste Bezirk wird es aber vermutlich nicht werden.
Ihr macht eine Crowdfunding-Kampagne – wieso habt ihr euch für diesen Weg entschieden?
Der Leila Wien wird in erster Linie von unseren Mitgliedern getragen, die uns unterstützen, die unser Angebot nutzen, das bedeutet es gibt bereits eine große Anzahl von Unterstützer_innen. Da hat es sich angeboten, unsere Zukunftspläne gemeinsam zu finanzieren, diese breite Unterstützung für ein Crowdfunding zu nützen. Dadurch können die bestehenden Mitglieder aktiv am Relaunch teilnehmen und wir gleichzeitig neue Mitglieder für den neuen Leila gewinnen.
Was sind die Zukunftspläne mit Leila?
Die große Vision ist natürlich, dass es irgendwann in jedem Grätzel von Wien einen eigenen Leila gibt, so wie es überall Büchereien gibt. In den letzten Jahren öffnen in Europa ständig neue Leihläden ihre Türen und deswegen haben wir vor einem Jahr ein Starter Kit geschrieben, quasi eine Anleitung zur Eröffnung eines Leilas, um diese Entwicklung noch weiter zu unterstützen. Leihen soll das neue Kaufen werden – das ist der große Traum, den wir verfolgen.
Wer mehr erfahren möchte, der sollte bei der Crowdfunding-Kamapagne oder auf Facebook vorbeischauen.
Leila Wien
Derzeitiger Standort:
Herbststraße 15
1160 Wien
Fotocredits: Leila Wien
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