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Clemens Haipl hat es wieder getan. “Meine Kindheit in den Bergen“ heißt sein neues Buch. Mit VIENNARAMA hat er sich getroffen, um vor seiner Lesung im Wiener Buchquartier über das Schriftstellerdasein, Michel aus Lönneberga und Katzen zu plaudern.

Oft ist es einfach, Interviews zu kürzen. Bei Clemens Haipl nicht. Zu viele Statements, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Nützt aber nichts. Leicht war es nicht, aber wir haben es versucht.

Meine Kindheit in den Bergen

Wir müssen gestehen, dass wir ein wenig verwirrt waren, als wir das neue Werk von Clemens Haipl fertiggelesen hatten. Katzen, die von Bäumen fallen. Vögel, die als Katzen verkleidet werden. Flugfische, die durch die Luft gewirbelt werden, und dazwischen eine verzweifelnde (zurückgebliebene?) Dorfgemeinschaft.
Was? Wieso? Warum? Wie kommt man denn bitte auf so eine Idee?

„Ich hab als Stimmung vor mir die Bücher Michel aus Lönneberga von Astrid Lindgren gesehen. Rote Häuser, blauer Himmel, grüne Wiesen und ein blonder Bub, der durch die Gegend läuft. Mein Wunsch war es, das dann einfach komplett zu brechen. Der Vater ist nicht ein Pfeife rauchender Bauer aus Schweden – nein, der verkleidet Vögel als Katzen – und das hab ich dann cool gefunden. Es ist eine gewisse Schiene vorgegeben durch den Heimatroman und dann hab ich das kindliche Verlangen das zu brechen“, bringt der Autor seine Motivation auf den Punkt. Genauso überraschend wie der Anfang ist das abrupte Ende, in dem der Leser erfährt, dass dem Autor nichts mehr einfällt und das Buch deshalb an dieser Stelle seinen Schluss findet. „Dann sitz ich vor dem Text und denke mir ‚Super, was mach ich jetzt – wie komme ich da wieder raus?‘ und dann muss ich den nächsten Blödsinn schreiben und am Ende war so viel Blödsinn beisammen, dass ich gar nimmer weiterkönnen habe und dann war es aus.“ Klingt einleuchtend.

„Dem Clemens vom Holzbaumverlag hat’s so getaugt oder er hat es so scheiße gefunden, dass er gesagt hat, das Buch muss rauskommen.“

© Elsa Mährenbach
© Elsa Mährenbach

Erfrischend ehrlich dieser Clemens Haipl. Wir verabschieden uns also von all unseren gesellschaftskritischen Interpretationen und freuen uns über die unkomplizierte Art des Autors. Die Auslegungsmöglichkeiten und die Message seiner Werke werden ihm meist erst nach dem Schreiben bewusst. „Ich mach viele Sachen unbewusst. Ich glaub nicht, dass ich nur kindisch und deppert bin – das passiert viel auf der Gefühlsebene aber das kann ich nicht so gut erklären. Kann ruhig jeder wissen, wie naiv ich bin – ich werde lieber unterschätzt als überschätzt.“

„Ich will alles probieren und möchte mich überhaupt nicht einschränken lassen.“

Der Holzbaumverlag hat ihn mit Sicherheit nicht unterschätzt und sein neues Werk verlegt. Im Zuge dessen liest Haipl kommenden Sonntag auch aus „Meine Kindheit in den Bergen“ im Wiener Buchquartier. Trotz seines Auftritts hat Haipl ein angespanntes Verhältnis zu Lesungen. Im generellen und speziellen aber mit seinen eigenen. „Mir fehlt die innere Spannung, wenn ich weiß, wie der Satz ausgeht und wo die Pointe ist – dann hat es keinen Reiz für mich. Das ist wie ein Überraschungsei aufmachen, das man selber verpackt hat.“ Etwas Lustiges eingefallen ist ihm aber immer noch, dem Clemens Haipl. Da kann es sein, dass die Zuhörer mehr über Kommentare des Autors selbst lachen als über die Pointen im Buch, er plötzlich durch die Anwesenheit der Familie verunsichert wird, oder man ihn betrunken auf die Bühne prügeln muss.

Egal, was passiert, wir können euch die Lesung kommenden Sonntag im Museumsquartier nur ans Herz legen und freuen uns, wenn Clemens Haipl aus seinem Roman „Meine Kindheit in den Bergen“ liest.

Buchquartier 2014

25.+26. Oktober, 10-19 Uhr

MuseumsQuartier, Museumspatz 1, 1070 Wien,

Alle Infos und das Leseprogramm unter www.buchquartier.com

Das letzte Wort liegt beim Autor selbst: „Es ist immer wieder lustig, wenn ich auf Leute treffe, die total verdattert sind, dass ich nicht komplett deppert bin.“
Ist er nicht. Wir können es bestätigen und bedanken uns für das interessante Gespräch.

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