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Jetzt hat das Fußballfieber auch die VIENNARAMA-Redaktion gepackt. Die einen wohl mehr als die anderen. Warum Marlene Sex and the City durch Fußball ersetzt und Hannah über neue Spielregeln nachdenkt, lest ihr im heutigen „Wort am Sonntag“. 

Pro: Marlene – Bier und Gehirnerleichterung

Ja, ihr lest richtig. Nicht nur, dass ich wieder einmal den befürwortenden Teil unserer marlene wmWortspenden übernehme, nein, es dreht sich sogar – eben wie das Instrument des Sports – um (ja, gutes Argument eigentlich, das ich hier von mir lese) 1) Sport, den ich eigentlich nur in Kombination mit dem essbaren Wortteil -gummi  genießen kann und 2) ein Ereignis, das mich am meisten aufgrund des streifig schattierten Rasens fasziniert. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auf Herausforderungen abfahren würde. Daher mein offizieller Einstiegssatz nachfolgend:

Ich liebe die WM. Denn wenn man Menschen gemeinsam aus einem Lokal jubeln hört, dann gibt es nur 2 Erklärungen: Ein Heiratsantrag mit semigeheuchelter Freude von Fremden, weil sie dies, wären sie die Heiratsantragenden, ebenso von der unbeteiligten Ummasse einfordern würden. Oder eben (wir wissen schon, was jetzt kommt): Fußball. Im großen Weltfernsehrahmen.

Wenn Männern ob einer vergebenen Torchance in der Nachspielzeit blitzartig Tränen in die Augen schießen, wie es bei einer persönlichen Niederlage nie der Fall wäre, wenn Mittvierziger ob geglücktem 11 Meter Schuss vor überwältigender Freude hüpfen wie junges Wild auf Verfolgungsjagd, dann kann ich nicht anders, als dem allegorisierten Sport milde dankbar und nickend zuzulächeln. Verbalisiert wäre es wahrscheinlich ein Gedanke à la: „Gut gemacht. Die Kinder freuen sich.“ Und als gefühlter Elternteil, in dessen speziellen Gespann die Weltmeisterschaft den väterlichen und ich als Fanbeobachterin den mütterlichen Part übernehme, weiß man, dass es eine der schönsten Empfindungen überhaupt ist, wenn man seine Kinderschaft sich in ekstatischer Freude ergehen sieht.

Doch dann gibt es auch noch interaktives Schönes zu berichten. Gemeinschaftliches Bier trinken zum Beispiel. Das ist ja an sich schon eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Aber wenn man dann nach einem anstrengenden, diskussionsreichen Arbeitstag auch noch nicht darüber reden muss, wie anstrengend und diskussionsreich der Arbeitstag war und seine Augen in Grün und meditativem Ballspiel versenken kann, dann kann man doch nichts empfinden außer Erleichterung. Gehirnerleichterung warads bei mir.

Wenn ich mich laut- oder leishals darüber amüsieren darf, wie der Kommentator zum wiederholten Mal in einem seriös-dynamisch-spielerklärenden Satz die „U.S. Boys“ verboybandisiert, dann bin ich in meinem Element. Wenn ich mir meine Lieblingsspieler danach aussuchen darf, wie oft bzw. selten man(n) eine an sich verübte Foulverletzung vortäuscht (ich erkenn’s, wenn jemand vortäuscht – das könnt ihr mir glauben), dann ist es ein Spiel nach meinem Geschmack. Und wenn ich meine abfälligen und naiven Kommentare zu Spielregeln oder menschlichem Verhalten abgeben darf, ohne dabei ernstzunehmende männliche Konzentration und Emotion zu vergällen, dann, ja dann muss ich sagen ist mir die Fußball WM bessere Unterhaltung als Sex and the City. In diesem Sinne: Kick mich, beiß mich, gib mir Boybandnamen.

Contra: Hannah und Fußball – eine leidenschaftliche Feinschaft

hannah wmJetzt habe ich es so lange geschafft mich aktiv vor Fußball zu drücken. Dann kommt die geschätzte Kollegin und schlägt ein „Wort am Sonntag“ zur WM vor. So spielt das Leben.  Großen Leinwänden mit euphorisch mitfiebernden Fans drehe ich reflexartig den Rücken zu. Auf Fragen, wer denn heute spielt, muss ich mit einem großen Fragezeichen antworten. Fußball und ich – wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Wahrscheinlich auch nicht im nächsten. Das hat viele Gründe. Keiner davon fundiert und logisch nachvollziehbar. Jeder Fußballfan würde sich an den Kopf greifen. Meine Feindschaft dem Fußball gegenüber hat weniger mit dem Spiel an sich als mit dem, was es mit Menschen macht, zu tun. Andere Menschen sehen Freude, Euphorie und Leidenschaft, wenn sie an Fußball denken. Ich denke an Hassparolen, Gewalt und Ausschreitungen. Versteht mich nicht falsch – ich habe schon Fußballspiele angesehen. Manche haben mich mehr interessiert, die meisten aber so gar nicht. Gerne wird mir auch vorgeworfen unaufmerksam beim Zusehen zu sein. Das war das letzte Kapitel meiner Fußballkarriere. Seitdem leben wir in einer friedlichen Koexistenz, der Fußball und ich. Dass es eine Schnapsidee ist, die WM zudem in einem Land zu veranstalten, das mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat, sei hier aber nur am Rande erwähnt. Also lege ich jedem ans Herz nicht mit mir über Fußball zu sprechen und wünsche trotzdem allen eine schöne Weltmeisterschaft und schlage als neue Regel vor, zur Abwechslung vielleicht Mal zwei Bälle ins Match zu integrieren. Think about it.

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