Lange hat VIENNARAMA schon keine Künstlerin mehr vor den Vorhang geholt. Das müssen wir natürlich schleunigst ändern. Also bitte einmal Trommelwirbel für die Künstlerin Hannah Franke, die mit ihren Lineart-Bildern nicht nur am Puls der Zeit ist, sondern mit ihren Werken auch berührt. Neugierig geworden? Dann bitte hier entlang – uns hat Hannah Einblicke in ihr Arbeiten gegeben.
Es gibt Kunst, die findet man einfach schön, und dann gibt es Kunst, die einem unter die Haut geht. Hannah Franke macht – für unsere Begriffe – genau das. Gesichter, mal mit offenen Augen, mal mit geschlossenen Augen, die fein auf Papier gebracht sind. Sind die Abgebildeten glücklich, bedrückt, müde oder stehen sie vor einer schweren Entscheidung? Man weiß es nicht genau. Eines ist aber klar: sie beschäftigen einen und man möchte mehr erfahren. Genau deswegen haben wir die Grafikerin zum Gespräch gebeten.
Wie würdest du jemandem deine Kunst beschreiben, der dich noch nicht kennt?
Meine Kunst könnte man als Lineart bezeichnen. Ein sehr minimalistischer Zeichenstil, in dem wenige Linien ein Motiv entstehen lassen. Meistens zeichne ich Gesichter oder Körper, welche auch oft ineinander übergehen und verschmelzen.
War für dich schon immer klar, dass du etwas Künstlerisches machen willst?
Ja, irgendwie schon, auch wenn ich es mir lange nicht eingestehen wollte. Ich komme aus einer sehr künstlerischen Familie, so wurde mir die Freude an freiem Schaffen quasi in die Wiege gelegt. Ich hab schon als kleines Kind am liebsten gezeichnet. Meine Mama war immer ausgerüstet mit Papier und Stiften, so dass ich bei Ausflügen, Reisen oder im Restaurant immer die Möglichkeit hatte, in meine eigene Traumwelt abzutauchen.
Wann wusstest du, dass du dein Talent professionell ausleben möchtest und wann kam der Schritt zur Selbstständigkeit?
Der Gedanke kam mir schon sehr früh, ich wollte mir die Optionen aber trotzdem lange offen halten. Ich habe mir nach der Matura ein bisschen Pause gegönnt und habe mich in Ruhe auf zwei Kunstunis beworben, wurde dort allerdings abgelehnt. Kurz darauf bin ich durch Zufall auf ein Grafikdesign Studium gestoßen, das mein Interesse geweckt hat. Mir hat die Essenz des Grafikdesigns so gut gefallen, dass das schließlich mein Plan A wurde. Es war für mich der technische Einstieg in die digitale Künstlerwelt, von der ich davor noch überhaupt keine Ahnung hatte. Nebenbei habe ich trotzdem noch gerne analog gezeichnet und habe mir schließlich einen Instagram-Account erstellt, durch den ich viel gutes Feedback bekommen habe. Nach der Schule habe ich also erstmal Grafikdesign studiert und nebenbei hobbymäßig gezeichnet.
Die Ausbildung habe ich im Juni 2018 abgeschlossen und mir war schnell klar, dass ich Grafikdesign beruflich ausüben möchte. Eine Agentur kam für mich aber nicht wirklich in Frage, also beschloss ich mich ein paar Monate später selbstständig zu machen. Jetzt arbeite ich also als Grafikerin, Illustratorin und als Künstlerin.
Was für eine Ausbildung hast du gemacht?
Ich habe Grafikdesign in Wien studiert, zuerst auf der Deutschen POP und nach einem Jahr habe ich auf die Werbeakademie gewechselt, wo ich dann im Juni 2018 mein Diplom gemacht habe. Meine Ausbildung war recht kurz, aber sehr intensiv, und ich hatte das Gefühl sehr viel von diesem Studium mitnehmen zu können.
Du schreibst auf deiner Website „… und versuche nun meine Leidenschaft mit meinem Beruf zu verbinden“ – warum ist dir das wichtig?
Ich versuche immer mehr meinen Zeichenstil in meinen Arbeiten als Grafikdesignerin durchblicken zu lassen, was nicht immer einfach beziehungsweise möglich ist. Und eines Tages wäre es mein Traum, dass Kunden zu mir kommen, weil sie meinen Stil mögen und nicht nur weil ich die technischen Fähigkeiten habe ihre Wünsche umzusetzen.
Was ist für dich das Besondere an deinen Werken?
Wenn ich zeichne, dann ist das für mich wie Tagebuch schreiben. Ich reflektiere und verarbeite Erinnerungen, Situationen und Gefühle durchs Zeichnen. Demnach entsteht ein Bild aus einer Emotion heraus, während des Schaffens geht es mir gar nicht so sehr um die Ästhetik. Das Besondere für mich ist, was dann für mich mit meiner Kunst passiert.
Wenn ich nun eine Zeichnung abschließe, ein bisschen liegen lasse und sie dann erneut betrachte, dann kann ich sie erst richtig visuell erfassen. Umso länger ich ein Bild anschaue, umso mehr falle ich in diese kleine geschaffene Welt hinein und sie zieht mich in ihren Bann. Meine Zeichnung entsteht also aus einer Emotion, entwickelt sich aber in Laufe der Zeit zu einer eigenständigen Szene in ihrer eigenen Welt und wird dann meist selbstständig und unabhängig von meinen Gedanken, die ich während des Zeichnens hatte. Das ist das, was mich am Kunstschaffen am meisten fasziniert.
Woher nimmst du deine Inspiration? Wie darf man sich als Laie den Ablauf vorstellen – hast du eine Idee und setzt du sie sofort um oder muss dir Idee erst reifen bevor du sie aufs Papier bringst?
Inspiration bekomme ich eigentlich von überall her, sei es ein neuer Film, eine Ausstellung, ein Konzert, ein anregendes Gespräch – das ist gar nicht so leicht einzuschränken. Aktiv suche ich ehrlicherweise selten nach Inspiration, aber wenn es doch dazu kommt, dann stöbere ich gerne in meinen Illustrationsbüchern oder im Internet und schaue mir Arbeiten von anderen Künstlern an.
Wenn es eine freie Arbeit ist, fange ich eigentlich immer direkt am Papier an. Ich mag es, dass meine Strichführung intuitiv verläuft. Für mich funktioniert vorzeichnen nicht so gut. Die Zeichnungen, die wirklich frei heraus kommen sind für mich die authentischsten.
Wenn ich eine Auftragsarbeit kreiere, dann muss ich vorher erstmal alles ein bisschen sickern lassen, drüber nachdenken und mich dann schließlich hinsetzen und versuchen die Idee aus meinem Kopf niederzuzeichnen.
Was bzw. welche Art von Werken machen dir besonders Freude an deiner Arbeit?
Am meisten Freude bereitet mir das ganz freie Arbeiten. Wenn ich keine Einschränkungen habe und die Möglichkeit, meinen Gefühlen und Emotionen freien Lauf zu lassen, im Sinne von Motiv, Format und Material. Dies sind in den häufigsten Fällen dann Originalzeichnungen.
Eine Zeit lang habe ich mit Freunden ein Kunst- und Literaturmagazin herausgebracht, bei dem ich die Layoutgestaltung gemacht habe und habe mich auch da total frei gefühlt und es hat mir extrem viel Spaß gemacht.
Du machst eigene Arbeiten aber auch Auftragswerke – was reizt dich an den beiden Bereichen? Was ist dir bei Auftragsarbeiten besonders wichtig?
Ich fühle mich immer besonders geschmeichelt, wenn jemand mit einem Auftragswunsch zu mir kommt. Mir ist sehr wichtig, dass ich selber vollkommen zufrieden bin mit der Arbeit, die ich zurückschicke. Und es gibt auch immer diesen einen Punkt, den ich erreichen muss, bei dem ich dann genau weiß, „das ist das Richtige“ bzw. „das passt“. Habe ich diesen Punkt noch nicht erreicht, dann weiß ich auch, dass ich noch weiter dran arbeiten und feilen muss. Das ist eine gewisse Challenge, die ich aber total mag.
Eigene Arbeiten reizen mich, wie bereits erwähnt, besonders, vor allem durch diese absolute Freiheit und dadurch, dass ich keine Einschränkungen habe.
Hast du Künstler, die du als Vorbilder bezeichnen würdest?
Schon recht lange ist „Moki“ eins meiner großen Vorbilder. Eine deutsche Künstlerin, die teilweise sehr ins Comichafte geht, trotzdem aber einen sehr fotorealistischen Stil hat. Als ich mal vor ein paar Jahren in Berlin war, habe ich durch Zufall in einem Kunstshop einen Bildband von ihr, „How to disappear“, entdeckt und war von dem Zeitpunkt an verliebt. Obwohl ihre Werke meinem Stil so gar nicht ähneln, finde ich ihre Arbeit wahnsinnig inspirierend.
Sonst gibt es immer wieder junge Künstler aus Wien, die ich kennenlernen darf, die mich sehr faszinieren und auch inspirieren.
Auch meine Cousine, Charlotte Klobassa, ist für mich ein großes Vorbild. Sie ist Malerin und wohnt mittlerweile in Berlin. Sie hat mich bestimmt, wenn auch unterbewusst, sehr stark geprägt.
Kann man deine Werke irgendwo ansehen? Also offline?
Zur Zeit hängen ein paar meiner Werke im „Organic-Hair-Salon“ von Isabella. In dem kleinen Friseursalon auf der Landstraßer Hauptstraße wechseln wir immer wieder die Bilder und das ist sehr aufregend für mich und eine schöne Möglichkeit meine Werke ausstellen zu können.
Eine neue Ausstellung ist zurzeit aber noch nicht geplant.
Wie geht es in Zukunft weiter? Was steht als Nächstes an?
Zunächst einmal kommen ein paar Weihnachtsmärkte auf mich zu, auf die ich mich schon voll freue. Nach Weihnachten und Silvester wird es dann etwas hektisch, da ich mit meinem Freund gemeinsam unser neues Atelier einrichte. Das wird super aufregend und der Beginn einer ganz neuen Phase.
Weihnachten steht vor der Türe, wer also auf der Suche nach einem ganz besonderen Geschenk ist, oder sich einfach mit der Kunst von Hannah Franke beschäftigen will, der sollte auf ihrer Website, Facebook oder Instagram vorbeischauen.
Fotocredits: Hannah Franke
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