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Die 1980er Jahre. Während Neonfarben, Madonna, Punk und MTV den Alltag prägten, kam auch in der Kunst Neues und Wildes auf. Nach den 50ern, 60ern und 70ern stellt das MUSA nun auch seine Kunstsammlung der 80er Jahre zur Schau: Das ließ sich VIENNARAMA (spät, aber doch) nicht entgehen!

Das Wilde an den Neuen Wilden

Birgit Jürgenssen, Körperprojektion (Der Magier Houdini), 1988
Birgit Jürgenssen, Körperprojektion (Der Magier Houdini), 1988

Betritt man die ebenerdigen, offenen Räumlichkeiten des MUSA, ist der erste Eindruck vor allem eines: vielfältig. Ölgemälde an Foto, Installation gegenüber Skulptur, Video neben Objet trouvé. Aber alles der Reihe nach.
Woher kommt diese Explosion der Vielfalt? Nach den 60er und 70er Jahren, in denen vor allem Minimal Art und Pop Art um ihre Existenzberechtigung kämpften, halten nun die „Neuen Wilden“ Einzug in den internationalen Kunstmarkt. Als Antwort auf die verkopfte Konzeptkunst zelebrieren diese nun wieder das genußvolle Pinselschweifen, starke Farben, unbekümmerte Dynamik, Expressivität und Abstraktion. Aber auch mit Kitsch, Ironie, der sogenannten Neuen Geometrie und den Neuen Medien wird kokettiert. Ein Feuerwerk an neuen Möglichkeiten – und die bekommt man auch zu sehen.

 Josef Kern, Schlaf (Frauenakt), 1988
Josef Kern, Schlaf (Frauenakt), 1988

Kopf und Körper

Ein Bild, das die neue Wildheit gleich zu Beginn der Ausstellung exemplarisch darbietet, ist die Brunnenfigur von Hubert Schmalix, die alle Merkmale in Leichtigkeit vereint: Farbe, Bewegung, Form, Expression. Aber auch Minimalistisches wie die aus Papiermaché und Beton geformte Skulptur „Kopf“ von Sepp Auer gesellt sich schnell hinzu. Dann ein imposantes Bild, vor dem wir staunend stehen bleiben: Eine nackte, schlafende Frau. Elfenbeinfarbene, leuchtende Haut auf einem knallroten Stuhl, das Gesicht seitlich auf der Hand abgelegt. Dass der mit Öl gemalte Akt von Josef Kern, der eine derartige Sanftheit und Ruhe ausstrahlt auch zu der Strömung der Neuen Wilden zu zählen ist, fällt schwer zu glauben.

Von Dildos und Handschuhen

Otto Zitko, Ohne Titel, 1989
Otto Zitko, Ohne Titel, 1989

Doch schon das nächste Kunstwerk von Otto Zitko bestärkt uns wieder in unseren zurechtgelegten Assoziationen: Eine berußte Glasscheibe mit abgetragenen, wilden Aussparungen. Wie mit den Fingern in Staub oder Schnee gezeichnet, ist hier der Ruß das ausdrucksstarke Element, das als Leinwand genutzt wird.
Unser Herz macht Freudensprünge, als es an die Objets trouvés geht: Denn nicht nur bei Renate Bertlmanns „Impudica“, einem Schmetterling, dem ein Dildo als Körper dient, müssen wir schmunzeln, sondern auch bei Werner Reiterers „Glenn Gould“, einem Handschuh, an dessen Spitzen Glühbirnen sitzen. Auch alte Bekannte, wie Arnulf Rainer mit seinen wilden Fotoübermalungen trifft man an, aber auch weniger bekannte Fotomontagen bis hin zu experimentellen Videokünstlern und einer eigenwilligen Installation, die via Tablets die vier Elemente thematisiert.

VIENNARAMA-Fazit: Unserer Meinung nach ist jede Ausstellung, die ein vergoldetes Salzstangerl als Kunst mit Augenzwinkern präsentiert, eine gute Ausstellung. Wem das zu banal ist, der wird an Gemälden, Skulpturen, Fotos oder Mosaiken seine Freude haben. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, und wenn nicht: Der Eintritt ist gratis, also keine Verluste! Sehr zu empfehlen.

Weitere Informationen: www.musa.at

Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr: 11:00–18:00
Do: 11:00–20:00
Samstag 11:00–16:00

Die Ausstellung ist noch bis 24.Oktober im MUSA zu sehen – Eintritt frei!

Photo-Credits: MUSA

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