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Cecil Beaton (1904-1980) kann durchaus als eine der außergewöhnlichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Die Regisseurin Lisa Immoradino Vreeland hat dem „Jahrhundertdandy“ mit „Love, Cecil“ nun, nach Peggy Guggenheim, ihre nächste filmische Arbeit gewidmet. Anhand von teils unveröffentlichten Fotografien, Filmausschnitten, Zeichnungen und Zeitzeugenberichten wird das Leben Beatons auf die Leinwand gebracht. Als Erzähler konnte der Schauspieler Rupert Everett gewonnen werden. VIENNARAMA war für euch vor Ort.

Ein Jahrhundertdandy
Cecil Beaton war der Haus- und Hoffotograf für die britische Königsfamilie, arbeitete für die Vogue, verehrte Greta Garbo und wurde für sein Szenenbild und seine Kostüme für „My Fair Lady“ sowie für das Kostümdesign von „Gigi“ mit dem Oscar ausgezeichnet. In all seinen Werken war der selbsternannte Autodidakt sein ganzes Leben auf der Suche nach der Schönheit, stets verspürte er einen „appetite for beauty“.

Der private Cecil Beaton
Schon seit seiner Kindheit empfand sich Beaton als Außenseiter, der einerseits rebellierte, andererseits jedoch auch irgendwie dazugehören wollte. Zunächst beugte er sich noch dem Willen seines Vaters Walter Hardy Beaton und begann eine kaufmännische Ausbildung. Diese brach er jedoch bald ab und stellte sich somit nicht nur gegen seinen eigenen Vater, sondern auch gegen ein bürgerliches Leben. 1930 lernte Beaton den Kunstsammler und Mäzen Peter Watson kennen, in den er sich leidenschaftlich verliebte. Dieser erwiderte dessen Gefühle zwar nicht, es entstand jedoch eine langjährige Freundschaft zwischen den beiden. Dennoch ist anzunehmen, dass er sein ganzes Leben romantische Gefühle für Watson empfand.

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The American Way of Life
In den 1930er Jahren reiste Cecil Beaton schließlich das erste Mal nach New York. Vor allem die Hektik der Stadt faszinierte ihn. Beaton arbeitete hier für die renommierten Zeitschriften Vogue und „Harper’s Bazar“. New York stellte für Beaton den Eintritt in die Modewelt dar und immer wieder erschienen seine Arbeiten in den genannten Zeitschriften. Die Vereinigten Staaten verband der Künstler auch mit dem glamourösen Hollywood, das sich ihm zunächst als unerreichbar darstellte. Dies änderte sich 1964 mit dem Oscargewinn für seine Arbeit an dem Musical „My Fair Lady“. Zwischendurch erregte Cecil Beaton jedoch – ungewollt – Aufmerksamkeit, nämlich mit einer Illustration in der Vogue, die antisemitische Tendenzen enthielt. Später bereute Beaton diese „Aktion“, da er nichts gegen Juden hätte, wie er es selbst später aussagte.

Es geht wieder bergauf
Mit dem Fauxpas in der Vogue schadete sich der Künstler selbst und seiner Karriere erheblich. Die Rehabilitierung erfolgte ab Ende der 1930er Jahre. Überraschend erhielt er den Auftrag, die Majestät von Großbritannien höchstpersönlich abzulichten. Über mehrere Stunden hinweg fotografierte er schließlich Queen Elizabeth sowie deren Angehörigen. Insgesamt waren es 30 Mitglieder der britischen Königsfamilie, die vor der Kamera Cecil Beatons Platz nahmen.

Blitzkrieg 1940
Ein weiteres Ereignis, welches eine bedeutende Rolle in Cecil Beatons fotografischem Schaffen einnehmen sollte, war der Blitzkrieg 1940. Nach seiner Rufschädigung aufgrund der Illustration in der Vogue sollten Beatons Fotografien von Bombenschäden für eine Wiedergutmachung sorgen. Es entstanden während des Krieges, neben einigen Artikel, schließlich um die 7.000 Ablichtungen. Und auch in der Zerstörung entdeckte der Fotograf Schönheit.

Das Leben ist eine Bühne
Der Dandy Cecil Beaton, der stets auf der Bühne präsent war, konnte sich zunächst in Ashcombe zurückziehen, einem Landhaus, das auf ihn eine faszinierende Magie auszuüben schien. In den folgenden Jahren wurden auf dem Anwesen zahlreiche rauschende Feste gefeiert, durch die die Privatperson Beaton abermals als Bühnenmensch auftreten konnte. Nachdem der Vermieter des Landhauses dieses selbst nutzen wollte, fand Beaton einen geeigneten „Ersatz“ und erwarb das „Reddish-House“. In den folgenden Jahren nahm sein schillerndes Leben wiederum eine Wendung, nämlich in Richtung der Bühnenarbeit. Dies war der Bekanntschaft mit Sergei Diagilev zu verdanken, der einen großen Einfluss in der Ballett-Szene hatte.

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Eine vielseitige Persönlichkeit
So unterschiedlich seine künstlerischen Arbeiten auch waren, für Beaton stand immer die Erkundung des Schönen im Vordergrund. Eine bedeutende Rolle nahm in seinen Arbeiten das Subjekt ein, die abzulichtende Person selbst. 1972 wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. 1980 verstarb Cecil Beaton in Broadchalke in Wiltshire.

VIENNARAMA- Fazit: Mit ihrer multiperspektivischen Arbeit ist der Regisseurin Lisa Immordino Vreeland ein außergewöhnliches Biopic über eine außergewöhnliche Persönlichkeit gelungen. Die Kinobesucher bekommen einen guten Einblick in Beatons Leben und lernen einen schillernden Menschen kennen, der heute – zu Unrecht – in Vergessenheit geraten ist.

Love, Cecil – jetzt im Kino!

Fotocredits: Constantin Film

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