Wort am Sonntag

Endlich dürfen wir verkünden: Es ist offiziell Sommer! Und was gehört zu einem richtig schönen Sommersonntag wie Eis zu Stiel? Richtig! Das Wort am Sonntag. Marlene und Hannah haben sich passenderweise Gedanken zum Thema Urlaub gemacht. Und ja, es gibt wirklich ein Contra.

Marlene: Pro – Urlaub wird nie aus der Mode kommen!

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Ganz ehrlich: Kann man irgendetwas gegen Urlaub sagen? Selbst ich, die selbsternannte Königin des Contralamentierens, ist da mal schmähstad. Uuurlaub. Es klingt einfach schon uur entspannend. So nach Meerrauschen und Cornetto und süßem Nichtstun. So nach niemandem, der irgendetwas nur ganz schnell und ausnahmsweise sofort braucht. So nach „Leckts mich alle mal am Eis!“

Urlaub ist meiner Meinung nach eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Sicher nicht evolutionär bedingt – weil ich als Hausverstandhistorikerin überzeugt bin, dass die Steinzeitmenschen nach erfolgreicher Jagd einmal gechillt haben, bis sich Magen und Arbeitsjagddrang wieder gemeldet haben – aber die Maslowsche Bedürfnispyramide hätte in unserer heutigen Leistungsgesellschaft sicher noch einen Basisklotz, auf dem in Hieroglyphen „Urlaub“ eingemalt wäre. Denn auch wenn der Job tatsächlich die lang ersehnte Selbstverwirklichung und somit das darstellt, was wie der Stein der Weisen von allen Wirtschaftskarrierepolitgesellschaftsmagazinen leuchtet, so weiß zumindest der glorreiche Besitzer desselbigen, dass der Stein der Weisen eben auch nur ein Stein und Selbstverwirklichung eben auch nur ein Job ist. Einer, der Leistung fordert. Und wenn dann noch nebenbei „Sparmaßnahme“ ausgerufen wird – heutzutage also circa so oft wie „Mahlzeit“ im Beamtenbüro – dann ist Urlaub das nie überstrapazierte Wort, das ein „Alles wird gut!“-Pflaster aufs Hirn aufpickt.

Darum wird schon im Winter der Sommerurlaub gebucht und schnell in den Arbeitskalender eingetragen, bevor die Kollegen einem die besten Wochen wegurlauben. Alle Freizeitprojekte, die man ja gerne machen würde, wenn man arbeitet, werden auf das Niemandsland „Urlaub“ verlegt und erhalten in diesem den Status „Arbeit“, weil man sich dann doch nicht mal mit einem einzigen selbstaufoktroyierten Handgriff auseinandersetzen möchte. Und Freundestreffen, die man alle auf den Urlaub aufschiebt, werden dann schnell zum Freizeitstress. Ja, im Urlaub ist man endlich wieder mehr Mensch als Maschine. Mit allen Vor- und Nachteilen. Aber Urlaub wird nie aus der Mode kommen. Zumindest nicht, solange es Arbeit gibt.

 

Hannah: Contra – Nicht wir müssen zur Urlaubsstimmung kommen, sondern sie zu uns!

Hannah Poppenwimmer Wort am Sonntag

Was? Wie? Wie kann sie nur? Ja – ihr habt richtig gelesen. Diese Woche bin ich „contra“ Urlaub. Aber Contra ist ja bekanntlich nicht gleich Contra. Nein, ich bin nicht dafür, dass wir alle 24/7 arbeiten, keine Freizeit haben und unsere Batterien nicht aufladen. Aber wir müssen unser Glück ja nicht immer in der Ferne suchen, wenn das Gute oft so nahe liegt.

Man muss im Urlaub nicht immer weit weg und ans Meer, um in Urlaubsstimmung zu kommen. Nicht wir müssen zur Urlaubsstimmung kommen, sondern die Urlaubsstimmung zu uns, und sich in unseren Alltag integrieren. Kleine Erholungsinseln, dafür auf regelmäßiger Basis, sorgen auch nachhaltig für Erholung. So meine Theorie. Denn obwohl ich hier gerade weise Worte von mir gebe – ausprobiert habe ich es noch nicht. Denn für mich war es auch immer: je weiter weg, desto erholter bin ich? Bin ich das? – Vor dem Urlaub noch hektisch die To-do-Liste abarbeiten, im Auto oder Flugzeug gedanklich durchgehen, ob man auch nichts vergessen hat, am Urlaubsziel angekommen, angestrengt den „Entspann dich jetzt“-Schalter umlegen, was man dann zwei Tage vor der Abfahrt geschafft hat, zehn Ansichtskarten an die Familie und Freunde schreiben – versichern wie toll es ist und wie entspannt man ist, um dann die Heimreise anzutreten und wieder in den Arbeitsalltag zu stürzen.

Vielleicht sollte man sich einfach viel öfter Wien zu seinem Urlaubsziel machen und sich bewusst entspannen. Ein Drink am Donaukanal wie an der Promenade in Kroatien, ein Ausflug an den Neusiedlersee wie ein Tag am flachen Meer in Italien, ein Spaziergang durch neue Gassen in der Altstadt – fast so als würde man eine Stadt in Griechenland erkunden. Ja, das ist vielleicht nicht ganz so aufregend wie ein Urlaub in die Ferne und die Entspannung ohne Meeresrauschen bedarf vielleicht mehr Willenskraft, aber ich werde es versuchen. Diesen Sommer setze ich mich ins Arbeiterstrandbad, gönne mir ein Gelato, kaufe eine Ansichtskarte und schreibe meinen Großeltern eine Karte wie schön es ist und wie gut es mir geht. Und meine es auch. Lasst euch nicht durch die Tatsache stören, dass ich, während ich diese Zeilen schreibe, in Italien auf meinem Balkon sitze und aufs Meer schaue. Falls es euch beruhigt, es ist Tag 3 und ich denke nur selten an die Arbeit und meine To-do-Liste, die mich zu Hause erwartet. Ganz selten. Zwei Dinge sind mir schon eingefallen, die ich vergessen habe zu tun.

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Entspannung · Reisen · Urlaub · Wien

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