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Es ist so weit: Das neue Album von MELA steht in den Startlöchern. VIENNARAMA hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, die beiden Musiker zum Gespräch zu bitten. Warum man nach dem Hören ihres Albums seliger und erfrischter ist, haben sie uns im Interview verraten.

Vier Jahre haben Simon Bauer und Marius Grimminger an ihrem Album „To Postpone a Dream“ gearbeitet. Bevor ihr musikalisches Baby am 30.08.2019 das Licht der Welt erblickt, hat sich das Duo Zeit genommen, um mit uns über das „Sich-Selbst-Verlieren“, Musik als Selbsttherapie und Konzerte zu sprechen.

Euer Album-Release steht vor der Türe: Wie fühlt ihr euch?

Nach einer Schaffenszeit von ca. vier Jahren sind wir natürlich sehr gespannt und aufgeregt, jetzt wo es nicht einmal mehr zwei Wochen bis zum Release sind. Es war eine intensive und spannende Zeit des Schreibens, Komponierens, des Verwerfens und des Verfeinerns. Nach diesem schönen, aber auch anstrengenden Schaffensprozess stehen 12 Nummern auf der Liste, auf die wir sehr sehr stolz sind. Daher besteht jetzt natürlich das starke Bedürfnis diese Nummern, die in den letzten Jahren mit uns gereift sind und somit auch einen Teil unserer künstlerischen und privaten Persönlichkeit spiegeln, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Also knapp: Wir sind voller Vorfreude!

Ihr sagt selbst, ihr macht Musik „zum Träumen und Sich-Selbst-Verlieren“ – was bedeutet das für euch? Wann könnt ihr am besten träumen und euch selbst verlieren?

In Bezug auf das Hören von Musik bedeutet „träumen und sich selbst verlieren“ für uns, dass man während der Auseinandersetzung mit einer Nummer die Außenwelt vergessen und sich voll auf das Lied konzentrieren kann. Es bedeutet, dass man sich dem Lied, dem Aufbau, der Stimmung und der Atmosphäre der Musik gänzlich hingeben kann. Dass man während der Dauer des Liedes vergisst, wo man ist, was man tut und was sein soll, und man nach Ende des Stücks seine – sicherlich auf persönlicher Interpretation basierenden – Gefühle reflektieren kann, und das zum Denken und Fühlen anregt. Wir denken, dass unsere Musik keine „Hintergrund-Musik“ ist, sondern wünschen uns natürlich, dass die Hörer von unserer Musik eingenommen und auf positive Weise gefangen werden. So ergeht es uns bei guter Musik selbst auch sehr oft: Man driftet ab, lauscht aufmerksam und nach, sagen wir mal 3,5 bis 4 Minuten „wacht man auf“ und ist seliger, erfrischter oder auch nachdenklicher als vorher.

Was bedeutet der Titel „To Postpone a Dream“ für euch? Wieso einen Traum aufschieben? 

Die jugendliche Unsicherheit der vorangegangenen „Anxiety EP“ wandelt sich zu einem Zwischenzustand, in dem sich Erfahrungen aus der Vergangenheit mit Erkenntnissen aus der Gegenwart mischen. „To Postpone A Dream“ erkennt, dass sich das „Ich“ in Bewegung befindet, dass Altes geht und Neues kommt, dass manche Dinge beschlossen sind und andere offen. Gleichzeitig mahnt das Album mit seinem metaphorischen Titel, die Erfüllung, das Angekommensein, das Letztliche nicht voreilig zu erwarten, sondern dem Schicksal Raum für weitere Überraschungen zu ermöglichen. Das meinen wir mir „Traum aufschieben“: dass man „vermeintliche“ Wünsche und Träume nicht zu voreilig annimmt und sich damit zufrieden gibt, sondern immer offen bleibt für Unerwartetes.

Eure Singleauskopplungen – Ravine, Treehouse und Bengal Lights  – beschreiben verschiedene Stadien aus einem Leben: Kindheit, Pubertät, Erwachsenwerden. Gerade die Pubertät und das Erwachsenwerden sind ja sehr empfindliche Phasen mit vielen Herausforderungen – wieso habt ihr diese Themen für eure Lieder ausgesucht?

Das hat sich sehr intuitiv und automatisch so ergeben. Wahrscheinlich weil diese Lebensphasen einfach sehr spannend und ereignisreich sind und wir sowohl aus der Zeit der Jugend als auch der des Erwachsenwerdens viel zu berichten haben. Wie du schon sagst: gerade in der Pubertät und im Übergang zu einem erwachsenen Menschen gibt es viele Herausforderungen und unterschiedliche persönliche Strategien und Manöver, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Das bietet natürlich viel Stoff für musikalische Auseinandersetzung.

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Wie hat euch als Musiker andere Musik in diesen Phasen geprägt? Hatte Musik immer schon so einen hohen Stellenwert für euch?

Nicht nur in diesen Phasen, sondern grundsätzlich sind Musik sowie die Attitüde und die Lebenseinstellung, die damit transportiert werden, sehr prägend für einen musikinteressierten Menschen. Die Musik, die einen wirklich berührt, mit der man sich intensiv auseinandersetzt, und die einen wirklich einnimmt und begeistert, ist daher ein wesentlicher Baustein unseres Charakters oder unserer Persönlichkeit. Diesen Einfluss spüren wir beide schon seit dem frühen Jugend- bzw. dem späten Kindesalter. Seitdem wir bewusst Musik hören und wir selbst auswählen, was wir hören und was in der Lage ist uns zu begeistern, hat Musik einen sehr hohen Stellenwert für uns. Nicht nur aus Freude am Hören, sondern wie gesagt auch als Einfluss auf unsere Persönlichkeit.

Ihr schreibt, dass ihr eure Lehren aus der eigenen Geschichte zieht. Wie schwer ist es, seine eigenen Erfahrungen in Lieder zu legen – macht man sich damit sehr verletzlich oder ist es für euch ein ganz natürlicher Prozess?

Für uns ist die eigene Geschichte, sind die eigenen Erfahrungen, die sowohl z. B. aus schmerzlichen Lehren als auch aus von Stolz geprägten Errungenschaften bestehen können, eine wesentliche Basis unseres Schaffensprozesses. Es geht hier nicht um eine musikalische Bewältigung oder eine Art Eigentherapie in Form von Musik, sondern im Wesentlichen darum, dass wir uns mit uns selbst eben am besten auskennen und gerne darüber schreiben, was wir erlebt haben und wie wir es erlebt haben. Natürlich ist das sehr persönlich. Durch eine sehr abstrahierte und metaphorische Darstellung lässt man den Hörern allerdings einen sehr eigenen und individuellen Interpretationsspielraum. Das verringert natürlich auch die Verletzlichkeit. Man könnte sagen, unsere eigene Geschichte, die wie bei allen aus Leid und Freude besteht, ist die Basis für unsere musikalischen Gedichte, aus denen jeder herauslesen kann, was er möchte.

Was erwartet eure Hörer auf dem neuen Album?

Eine einzigartige Mischung aus elektronischen Arrangements, verspielten Synthie-Melodien, halligen Post-Rock-Gitarren, wummernden Bässen und konkretem Schlagzeugspiel, in Kombination mit einer melancholisch-lieblichen Grundstimmung, die sich durch Ernsthaftigkeit und Nahbarkeit auszeichnet.

Ihr sagt auch, dass ihr eine Botschaft an eure Zuhörer habt – wie wichtig ist es für euch, eine Message zu haben und was wollt ihr bei euren Zuhörern auslösen?

Eine klare Botschaft sollte sich jeder selbst überlegen. Wir liefern mit unserer Musik und unseren Texten lediglich einen Ausgangspunkt. Und auch dieser ist total der individuellen Interpretation überlassen. Sicherlich ist es uns wichtig, dass unsere Musik nicht auf Belanglosigkeiten beruht und nur irgendwas thematisiert, was halt „catchy“ ist. Aber Rage against the Machine sind wir halt auch nicht. Wir haben unsere Message, verpacken sie in Metaphern und überlassen alles weitere den Zuhörern.

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Was ist die Botschaft des neuen Albums?  Wie „gierig“ ist man nach der Arbeit an einem neuen Album darauf die Lieder live zu spielen?

Trotz einiger weniger Shows während des Schaffensprozesses ist die Vorfreude darauf, das gesamte Album, die neuen Nummern, auf die wir wie gesagt sehr stolz sind, zu präsentieren natürlich riesig! Einige Nummern haben wir auf vergangenen Konzerten bereits gespielt und haben dafür viel positives Feedback bekommen. Das macht natürlich Lust darauf, das Album in seiner Gesamtheit vorzustellen. Wir haben grundsätzlich große Freude daran live zu spielen – mit neuen Nummern im Gepäck macht das natürlich nochmal mehr Spaß. Im Endeffekt machen wir das Ganze um live zu spielen.

Was darf man von eurer Release-Party erwarten? Drei gute Gründe um vorbeizuschauen?

Eine schöne Mischung aus Post-Rock, Dreampop, Melancholie, Ernsthaftigkeit, verspielten Synthie-Melodien und tiefen Bässen, die einen umdrücken werden … Die Präsentation eines Tonträgers, der vollgestopft ist mit unserer Liebe. Und: Some good-looking guys! 😉

Wer jetzt neugierig geworden ist, der sieht einfach auf der Website von MELA oder auf Facebook vorbei und notiert sich folgenden Termin: 10.09.2019 Fluc, Wien // CD-Präsentation. Wer sich schon darauf einstimmen möchte, der kann das mit dem Soundcloud-Stream tun.

Fotocredits: MELA

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