Romy Schneider lacht uns dieser Tage von so manchem Plakat in Wien entgegen. Denn eine der Ausstellungen, die gerade in der Albertina geboten werden, ist eine, die uns Fotografien näherbringt: Acting for the Camera. Da Schwarzweiß-Fotografien einen ganz besonderen Platz in unserem Herzen haben, war VIENNARAMA wieder einmal vor Ort.
Film Stills expanded!
Was uns als erstes auffällt, werden treue Albertinahasen wie wir es sind, auch bemerken: Die Ausstellung Acting for the Camera löst in den Räumlichkeiten des EG-Durchgangs passenderweise die vormalige Fotoausstellung der Film Stills ab. Da nun jedoch nicht nur ein (Film-)Schwerpunkt, sondern gleich mehrere gelegt wurden, sind wir nicht minder gespannt, was uns erwarten wird. Denn es soll ein Streifzug durch die Geschichte der Fotografie sein, der die Beziehung des Fotografen zum Gezeigten in den Sucher nimmt. Wer bestimmt, was am Ende zu sehen ist? Das ist hier die Frage.
Anatomie – Akt – Porno
Mittlerweile sind wir es gewohnt, dass unter dem Deckmantel der Wissenschaft nicht selten die Hüllen fielen. Die Körper- und Bewegungsstudien von nackten Körpern, die für Künstler nun mit der Fotografie einfach und modellunabhängig festzuhalten waren, sind da keine Ausnahme. Aber auch für medizinische Theorien kam die Fotografie nicht ungelegen: Bewegungsmuster von gesunden und ungesunden Körpern konnten so einfach gegenübergestellt und analysiert werden. Die Daguerrotypie, die 1839 als Belichtung auf versilberter, lichtempfindlicher Platte vorgestellt wurde, machte keinen Hehl aus ihrem erotischen Potenzial. Durch einen speziellen Betrachter entfaltete sich die 3D-Wirkung der Doppelbilder, die bei Akten besonders geschätzt wurde.
Kunst als Aktion, Interaktion & Dokumentation
Ehrlich gesagt, als Kinder der 90er haben wir noch nie darüber nachgedacht. Aber natürlich: Aktionskünstler wie Günter Brus oder Rudolf Schwarzkogler waren auf die Fotografie als Medium zum Konservieren ihrer Kunst angewiesen. Denn Kunst, egal welcher Form, lebt nun einmal vom Betrachten – ein erzähltes Kunstwerk wird wenig Begeisterung beim Hörer hervorrufen. Ludwig Hoffenreich dürfte als Fotograf des Wiener Aktionismus der Mann der Stunde gewesen sein. Arnulf Rainers übermalte Selbstportraits werden wiederum durch das Heute – durch Selfies, Filter und einfache Bearbeitungsprogramme – in ein neues Licht gerückt. Und die abfotografierten „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm dokumentieren die angeleitete Interaktion eines Besuchers mit einem Objekt: Ein Sesselbein steht da im geschlossenen Auge eines Menschen, ein anderer steckt kopfüber in einer Kiste.
Spiel & Inszenierung
Da sind sie wieder: Schauspieler. Neben Romy Schneider, einer der schönsten Frauen der Geschichte (subjektive Meinung, die objektiven Anspruch erhebt), finden sich Szenen aus Filmen, aber auch Vertreterinnen des modernen Ausdruckstanzes, die sich entweder selbst präsentierten, im Schauspiel fotografiert, oder vom Fotografen in Szene gesetzt wurden. Hier waren die Frauen hinter der Linse vorne mit dabei: Trude Fleischmann und Dora Kallmus aka Madame D’Ora machten sich hier einen Namen. Nicht fehlen darf die berühmte, unheilvoll anmutende Bewegungsstudie von Rudolf Koppitz (1926), die eine nackte Frau und drei in schwarzen Kutten eingehüllte Frauen zeigt, die diese stützen.
VIENNARAMA-Fazit: Als Nachfolgerin der Film Stills kann die überschaubare Ausstellung leider nicht überzeugen. Die Informationen bezüglich der historischen Entwicklung sind sehr interessant und spannend aufbereitet – die ausgewählten Fotomotive dazu reißen uns allerdings nicht vom Hocker.
Acting for the Camera – zu sehen bis 30.05. in der Albertina!
Albertinaplatz 1
1010 Wien
Täglich 10:00-18:00
Mittwoch: 10:00-21:00
Fotocredits: Albertina, Wien
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