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Der Name Falter dürfte den meisten Zeitungslesern ein wohlbekannter Begriff sein. Zum 40-jährigen Jubiläum hat das Wien Museum dem etablierten Informationsmedium eine eigene Ausstellung gewidmet, nämlich „Es lebe der Widerspruch! Fotos aus dem Falter Archiv“. Wie stellen sich die Fotos als optische Träger der Zeitung dar, wer wird wie in Szene gesetzt? VIENNARAMA war für euch dabei!

 

Die Ausstellung – ein erster thematischer Überblick

Die erste Ausgabe des Falter erschien 1977 noch in Form eines Flugblattes. Die Überschrift lautete „Es lebe der Widerspruch!“ – ebenso wie die thematische Ausstellung, die derzeit im Wien Museum gezeigt wird. Von Beginn an wurde das Medium demnach als antibürgerliches Programmheft angelegt, das sich als Widerspruch bzw. Alternativbewegung zur sogenannten Hochkultur verstand. Den Kuratoren Werner Michael Schwarz und Susanne Winkler geht es in dieser Ausstellung darum, die Bilder aus ihren Schranken zu holen, sie besser in Szene zu setzen, denn diese werden oft (zu Unrecht) von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

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Bilder sagen mehr als tausend Worte

Die Ausstellung befindet sich ebenerdig, in einem abgeschlossenen Bereich in der Eingangshalle. Den Kuratoren zufolge wurden die Fotos in einer „typologischen Hängung“ angebracht. Somit entsteht eine spielerische Dynamik zwischen den dargestellten Persönlichkeiten, die sämtlichen Sparten und Zeiten der Faltergeschichte entstammen. Daneben sind auch Bilder ausgestellt, die wichtige politische Umwälzungen dokumentieren. Zu sehen ist dabei unter anderem eine Fotografie zum internationalen Frauentag 1980. Interessant an diesem Bild ist die Tatsache, dass sich in diesen Jahren zwei Strömungen innerhalb der Frauenrechtsbewegung gebildet hatten. Eine Partei betrachtete den Frauentag als allgemeinen „Frauenfeiertag“, während ihn die andere Richtung als „Kampftag“ interpretierte.

Von Satirikern und friedlichem Widerstand

Ein weiteres widerständisches Foto stellt den Satiriker Helmut Qualtinger dar, der als schonungsloser Kritiker des gemeinen Mannes bekannt wurde, wie im Bild im Kaffee Alt Wien dementsprechend zur Schau gestellt wird. Außerdem wurde ein Foto in Sammlung aufgenommen, welches Polizisten und eine Demonstrantin nebeneinander im friedlichen Umgang miteinander zeigt – in diesem Fall eine ungewöhnliche Darstellung zweier gegensätzlicher Parteien. Im Mittelpunkt sollen die Porträtierten selbst stehen, die Fotografen werden, wenn diese bekannt sind, lediglich als Bezugsquelle genannt.

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Auf den Spuren der Wiener Kaffeehauskultur

Der hinterste Bereich dieser Ausstellung wurde als Ruhepol für den Besucher gestaltet. Zu finden ist hier eine breite Sitzecke, in die man sich zurückziehen und einen Blick in Falter-Ausgaben aus den letzten Jahrzehnten werfen kann. Die Besucher haben hierbei die Möglichkeit, in Ausgaben zu blättern, die sich mit dem neuen/alten Trend der sogenannten Bobo-Szene oder der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen beschäftigen. Angelehnt an die Wiener Kaffeehausszenerie können die großformatigen Zeitungen in eigenen Halterungen gelesen werden.

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VIENNARAMA-Fazit: Die äußerst liebevoll gestaltete Ausstellung zeichnet sich durch eine offene und durchaus übersichtliche Gesamtkonzeption aus. Zu sehen sind nicht nur die Fotografien, die für sich selbsterklärend positioniert wurden, sondern auch Videos, die hinter die Kulissen der Stadtzeitschrift blicken lassen. In kurzen Aufnahmen werden Journalisten wie Nina Horaczek zu ihrem Werdegang interviewt. Einen originalen Blick in die Zeitung selbst bietet die Leseecke, die das kritisch-politische Potential aufzeigen soll, welches hinter den Fotos steht. Dieser medienübergreifende Ansatz macht die Ausstellung besonders anregend für Besucher und lädt zum Verweilen ein. Alles in allem eine durchaus gelungene und sehenswerte Ausstellung im Wien Museum.

Es lebe der Widerspruch! Fotos aus dem Falter-Archiv – zu sehen bis 27.8. im Wien Museum!

 

Wien Museum
Karlsplatz 8
1040 Wien
Weitere Informationen

Fotocredits: Wien Museum 

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