WOW!” ist nicht nur der Titel der Sammlung, die derzeit im Leopold Museum auf staunende Kunstliebhaber des 20. Jahrhundert wartet, sondern „WOW!“ beschreibt auch das Spektrum, der Ausstellung. Heidi Horten hat die Pforten zu ihrer Sammlung geöffnet und wir haben die Einladung gerne angenommen. VIENNARAMA-Redakteurin Marlene hat sich für euch umgesehen.
Lebende Leidenschaft
Wir legen die Karten gleich auf den Tisch: Auf diese Ausstellung waren wir besonders gespannt. Zählen doch sowohl Querschnitte durch die Kunstgeschichte als auch das 20. Jahrhundert zu unseren persönlichen Vorlieben. Umso beschwingter betreten wir die vierte Ebene des Leopold Museums und sehen sofort: Heidi Horten ist eine Sammlerin aus Leidenschaft, die ihre Schätze mit uns teilen möchte. Da leuchtet uns das unverwechselbare Blau von Yves Klein entgegen und auch die „Schlitzbilder“ von Lucio Fontana geben sich schnell zu erkennen. Aber alles von Anfang an.
Der eigene Wert
Ganz von ungefähr kam die Sammelleidenschaft der Heidi Horten nämlich dann doch nicht. Nachdem ihr Vater den Beruf des Graveurs ausübte und auch malte, kam die heute 77-Jährige bereits früh mit Kunst und Kunsthandwerk in Berührung. In ihre individuelle Rolle als Sammlerin fand sie sich jedoch erst nach dem Tod ihres Ehemanns Anfang der 90er Jahre ein. Mit 34 Bildern, die sie in London erwarb – unter anderem auch von Marc Chagall – war die eigene Basis gesetzt. Schnell war klar: Hier sammelt eine Frau nach persönlichem Geschmack, und nicht mit Bedacht auf den Marktwert. Auch heute noch lebt Horten mit ihren Bildern. Eine Sammlung, die in Depots schlummert, käme für sie nicht in Frage.
Die großen Würfe des 20. Jahrhunderts
170 Werke. 75 Künstler und Künstlerinnen. 100-120 Jahre Kunstgeschichte bis in die Gegenwart. Was vielversprechend klingt, enttäuscht auch bei näherer Betrachtung nicht. Ob verträumte Landschaft von Gustav Klimt, ein Selbstportrait von Edvard Munch oder surreal kolorierte Tierwelt von Franz Marc – Heidi Horten hat sie alle. Aber auch andere große Namen wie Pablo Picasso, Egon Schiele und Andy Warhol reihen sich in die Riege der Horten-Auserwählten. Man merkt: Die Sammlerin setzt Schwerpunkte.
Erlebte Kunst
So unterschiedlich und abwechslungsreich sich der Rundgang durch die Ausstellung auch gestaltet – Theoretikern wird nicht entgehen, dass der deutsche Expressionismus und die Liebe zum Abstrakten einen besonderen Stellenwert einnehmen. Auch die internationale Moderne liegt der Sammlerin, die sich für die Förderung von Kunstvermittlungsprogrammen für Kinder und Jugendliche ausspricht, besonders am Herzen. Eines ist jedenfalls sicher: Ob Jung oder Alt – langweilig wird einem in dieser Ausstellung nicht.
VIENNARAMA-Fazit: Eine beeindruckende Rundschau, die sich durch die westliche Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zieht und für jedes Auge etwas zu bieten hat. Ob Kunstlaie oder Anhänger der Moderne – eine kurzweilige Ausstellung, die jedem empfohlen sei. Tipp: Gratiseintritt an jedem Donnerstag!
WOW! The Heidi Horten Collection – noch bis 29.07. im Leopold Museum!
Museumsplatz 1
1070 Wien
Montag-Freitag: 10:00-18:00
Donnerstag: 10:00-21:00
Fotocredits: Leopold Museum
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