Anton Kolig Ausstellungsplakat

Es wird frisch. Das heißt: Mantel raus und ab ins Museum. Das Leopold Museum lädt hierfür zur neuen Ausstellung. Anton Kolig. Als Studienkollege von Egon Schiele findet sich auch Kolig im Expressionismus wieder. Leuchtende Farben, ausdrucksstarker Pinselstrich. VIENNARAMA berichtet. 

Anton Kolig – schwarz-weiß und in Farbe
Nach über 50 Jahren seit der letzten Ausstellung in Wien räumt das Leopold Museum Anton Koligs Werken nun gleich zwei Etagen ein. So kommen wir in den Genuss von leuchtend-farbenprächtigen Gemälden im EG und graphischem Œuvre im 2.UG. Das Motiv des Ausstellungsplakats, „Jüngling am Morgen“, das bereits einen Vorgeschmack auf die beinahe kreideartig leuchtende Farbpalette Koligs gibt, hat es sich im ersten Raum gemütlich gemacht, den wir gespannt betreten.

Die Malerfamilie, um 1933
Die Malerfamilie, um 1933

Der Kunstgriff der Gratwanderung
Der Akt nimmt in Anton Koligs Werk einen hohen Stellenwert ein und taucht daher sowohl in Gemäldeform als auch in zahlreichen Skizzen des Künstlers auf. Gut gebaute, junge Männer wecken hier sein malerisches (und auch persönliches?) Interesse und werden bisweilen sogar in großformatigen Arrangements neben die Familie gesetzt. Aber auch Auftragswerke, wie das imposante Porträt der Opernsängerin Marie Gutheil-Schoder in Kostüm bezeugen seine Stiltreue – einer Gratwanderung zwischen realistischer Abbildung und dynamischem Farb- und Flächeneinsatz.

Marie Gutheil-Schoder als Potiphars Frau, 1923
Marie Gutheil-Schoder als Potiphars Frau, 1923

„Farbgedanken, die dauernd um mich kreisen …“
Koligs späte Schaffensjahre sind gezeichnet vom Krieg. Während Religion und Allegorien thematisch schwer auf der Leinwand prangen, gewinnen die Farben noch ein weiteres Mal an Leuchtkraft, sodass die Entwürfe für sakrale Glasfenster bereits wie von der Sonne beschienen auf das Besucherauge einfallen. „Farbströme, die das Licht tragen“, beschreibt es Kolig selbst am besten. Im 2.UG weicht die Farbe wieder zugunsten mit Kohle oder Bleistift skizzierter Porträts, Akte und Plakatentwürfe, die die Nähe zu Egon Schiele ein weiteres Mal greifbar werden lassen.

Erster Gesamtentwurf für den Eisernen Vorhang des Salzbruger Festspielhauses, um 1948
Erster Gesamtentwurf für den Eisernen Vorhang des Salzburger Festspielhauses, um 1948

Ein Leben, ein Schicksal, zwei Kriege
1886 in Ostmähren geboren, studierte Anton Kolig ab 1904 an der Kunstgewerbeschule in Wien. An der Akademie der bildenden Künste lernte er Carl Moll kennen, der ihm den Traum vieler jungen Künstler ermöglichte – einen Studienaufenthalt in Frankreich. Gemeinsam mit Franz Wiegele, dessen Schwester Katharina er heiratete, reiste er 1912 nach Paris, musste seine Bilder jedoch bei Einbruch des 1. Weltkrieges zurücklassen. Auch der 2. Weltkrieg traf ihn hart: Bei einem Bombenangriff wurde er verschüttet, wobei vier Familienmitglieder seiner Frau ums Leben kamen. Sein eindrückliches Gemälde „Atombombe“, das ihn selbst mit warnendem Zeigefinger abbildet, gewinnt in diesem Kontext noch mehr Gewicht bzw. prophetischen Charakter. Er selbst starb erst sechs Jahre später, im Jahre 1950.

"Der Traum vom Glück". Am Rücken liegender, männlicher Akt (Rudolf Baurecht), 1943/44
„Der Traum vom Glück“. Am Rücken liegender, männlicher Akt (Rudolf Baurecht), 1943/44

VIENNARAMA-Fazit: Ein faszinierendes Werk, das Schielefans auf jeden Fall begeistern wird. Koligs Einsatz von Farben und der ausdrucksstarke, pastose Strich sind ein wahrer Augenschmaus. Unser Highlight: Die unglaublich kräftigen Farben der späten Schaffensphase, die sich von den dunkelblau gestrichenen Wänden des Leopold Museums noch wirkungsvoller abheben.

Anton Kolig – bis 08.01.2018 im Leopold Museum!

Museumsplatz 1
1070 Wien
Täglich außer Dienstag: 10:00-18:00
Donnerstag: 10:00-21:00

Weitere Informationen

Fotocredits: Online Merker (Beitragsbild), Marlene Winter

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