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„Halluzination, Perspektive, Synthese“ heißt die neue Ausstellung in der Kunsthalle im Museumquartier, welche die soundästhetischen Arbeiten von Florian Hecker in den Mittelpunkt rückt. Wie sich Akustik in den bildenden Künsten darstellen lässt, hat sich VIENNARAMA für euch vorab angesehen und angehört!

Florian Hecker – der synthetische Klangkünstler
Florian Hecker produziert durch synthetische Sounds Erfahrungsräume, die erst dank der Rezeption des Publikums ihr akustisches Spektrum preisgeben. Zu verorten sind seine Werke in der sogenannten Psychoakustik, erforscht werden objektiv-physikalische Reize und deren psychische sowie physische Auswirkung. Dies wird gestaltet durch Mehr-Kanal-Installationen, so wie sie eben in der aktuellen Ausstellung „Halluzination, Perspektive, Synthese“ zum Einsatz kommen.

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Eine soundästhetische Erfahrung
Zu sehen sind die psychoakustischen Arbeiten Heckers im geräumigen Ausstellungsraum der Kunsthalle, nämlich im ersten Obergeschoss des Gebäudes. Es handelt sich hierbei um eine Halle, die auf ihre Architektur reduziert wurde. So kann den synthetischen Sounds eine geeignete Bühne geboten werden, das Klangerlebnis soll für sich und im Fokus der Wahrnehmung der Besucher stehen.

Halluzinatorischer FAVN
Im großen Hauptraum der Ausstellungsfläche von „Halluzination, Perspektive, Synthese“ befindet sich das Soundprojekt „Resynthese FAVN“. Zu sehen gibt es lediglich eine wellenartige, hölzerne Platte und einen länglichen Lautsprecher vor einer grünlichen Leinwand. Demgegenüber wurden auf der anderen Seite des Raumes weitere Soundboxen aufgestellt, aus denen ebenfalls Soundeffekts strömen. Die Resynthese präsentiert sich als umfassende Weiterentwicklung von FAVN, das 2016 an der Frankfurter Oper in konzertanter Aufführung zu bestaunen war. Hecker bedient sich in seiner Resynthese vor allem am komplexen Bereich der Psychoakustik des späten 19. Jahrhunderts. Er verlangt von den Hörern eine Auseinandersetzung mit deren eigenen akustischen Realitäten. Zu hören sind hier Sounds, die fast nicht zu beschreiben sind, da sie keinen referentiellen Bezug zur Wirklichkeit darstellen. Die komplexen Klänge sind kaum zu vergleichen mit anderen bekannten Quellen, sie stehen für sich.

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Von statischen Tönen und formalisierten Stimmsystemen
In den angrenzenden Räumen sind neben FAVN noch zwei weitere Arbeiten Heckers zu sehen und hören. Wie schon beim Hauptwerk stehen auch hier die Klänge im Vordergrund, zu sehen gibt es nur vereinzelt Lautsprecher vor einem grauen Betonhintergrund, nur eine Seite der Wand wurde jeweils farblich in Szene gesetzt, einerseits in blau und andererseits in grün. In einem der Räume ist das 2013 entstandene Werk „Affordance“ zu hören, das sich unter anderem mit statischen Tönen entgegen jeglicher Erwartung an bereits Gehörtes wendet. Demnach ist es als „un-erhörter“ Klang wahrzunehmen, ein vollständiger Hörprozess ist nahezu unmöglich. Daneben ist ein stimmbasiertes Projekt zu bestaunen, in dem zu hören ist, welche Intensitäten von akustischen Verhältnisskalen möglich sind.

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VIENNARAMA-Fazit: Eine konventionelle Ausstellung darf man sich von „Halluzination, Perspektive, Synthese“ nicht erwarten. Die Ausstellungsräume präsentieren sich sehr stark reduziert, kahl und ein wenig kalt. Es wird nicht der Seh-, sondern vor allem der Hörsinn der Besucher adressiert und gereizt. Die Klänge, die aus den Lautsprechern dröhnen, sind sehr ungewöhnlich und schrill. Diese Ausstellung ist vor allem für Liebhaber experimenteller und zeitgenössischer (Musik)Kunst empfehlenswert und ein wahrliches „Must-Hear“.

„Florian Hecker. Halluzination, Perspektive, Synthese“ – zu hören bis 14.1.2018 in der Kunsthalle Wien im MQ!

Kunsthalle Wien
Museumsquartier
Museumsplatz 1
1070 Wien

Öffnungszeiten:

täglich 11-19 Uhr,

Donnerstag 11-21 Uhr

Fotocredits: Kunsthalle Wien; Jorit Aust, Norbert Miguletz

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