Was nun folgt, ist ein subjektiver Konzertbericht. Macht aber nichts, denn Hand aufs Herz: Wer will schon ein objektives Review lesen? Eben. Deswegen haben wir von VIENNARAMA unsere kritische Journalisten-Schuhe zuhause gelassen und unsere Tanzschuhe angezogen, als die Folkshilfe am Donauinsel zum Fest geladen hat.
Wenn der Zufall es gut mit einem meint
Die Geschichte von VIENNARAMA-Gründerin Hannah und der Folkshilfe ist eine, die von Zufällen und genutzten Chancen geprägt ist. Übernahm sie bei „Granada & Freunde“ als naive Ungläubige noch eine spontan verfügbar gewordene Konzertkarte, mutierte sie innerhalb von zwei Wochen zum Fan, der euphorisch zum Donauinselfest pilgert. Wer schon einmal auf einem Folkshilfe-Konzert war, der weiß: Dem Trio liegt das Live-Spielen im Blut und sie schaffen es, das Publikum in kürzester Zeit um den Finger zu wickeln, die Euphorie weiterzugeben und selbst Menschen, die sie noch nicht so gut kennen, zum Tanzen zu bringen. Dass dies nicht nur auf einer Arena-Bühne funktioniert, sondern auch auf der Donauinsel, haben sie gestern bewiesen.
Schon seit a poa Tog stö i ma de Frog …
Man kennt es aus dem Leben. Wie oft trifft man Menschen, die einen richtig begeistern und vom Hocker hauen? Menschen, bei denen man sich denkt: „Du bist so leiwand! Von dir möchte ich mehr hören.“ Bei uns zumindest kommt das nicht mehr ganz so oft vor. Aber ab und zu trifft man dann Bekannte von Freunden, deren Cousin oder Cousine dritten Grades, und man lacht, tanzt und feiert gemeinsam, obwohl man sich gerade erst kennengelernt hat. Es heißt nicht umsonst: Unverhofft kommt oft. So geschehen vor zwei Wochen in der Arena Wien. Natürlich kennen wir die Folkshilfe, das Trio erobert schließlich seit einigen Jahren die österreichischen Bühnen mit ihrem unverkennbaren Mix aus Quetschnsynth, Gitarre und Schlagzeug. Ihr Plan, die „F“olksmusik wieder unter die Leute zu bringen (#makethequetschngreatagain) und ihr verstaubtes Image aufzupolieren, geht schon lange auf. Aber was bei der Folkshilfe im Radio gut klingt, bekommt live eine Dynamik, die ihresgleichen sucht. So auch als die sympathischen Musiker um 21:20 Uhr die ö3-Bühne am Donauinselfest betreten.
Bahö auf der Donauinsel
In der nächsten Stunde besingen wir gemeinsam „Maria Dolores“, denn sie ist schließlich „die schönste Stimme des Jugendchores“, fragen unseren Nebenmann „Hast an Huscha?“, verabschieden uns kurz ins „Nirwana“ und tanzen zu „Mir laungts“. Die drei Männer auf der Bühne haben sichtlich Freude an dem, was sie tun, das zahlreich erschienene Publikum auch, das bei jeder Aufforderung durch die Band mit von der Partie ist. Schon zu Beginn wird angekündigt, dass Folkshilfe-Konzerte interaktiv sind. Kein leeres Versprechen – mit Sagern wie „Da brauchen wir jetzt eine Prise Inbrunst“, wird das Publikum zum Mitmachen aufgefordert. So wird lautstark mitgesungen, geklatscht – auf zwei und vier – und das Tanzbein geschwungen. Dass sie aber nicht nur feiern, sondern auch ernstere Töne anschlagen können, beweisen sie bei ihrem Intro von „Karl und Resi“, bei dem sie betonen, dass es bei dem Lied um die Liebe geht und es ihnen dabei ganz egal ist, ob der Karl die Resi, der Karl den Karl oder die Resi die Resi liebt. „Wenn wir die Liebe zweier Menschen zelebrieren, darf es keine Missverständnisse geben. (…) Wenn sie sich mögen, sollen sie schmusen. Macht’s an Bahö für die Liebe!“ Das hat sich das Publikum des Donauinselfest nicht zweimal sagen lassen. Mit im Gepäck haben die drei Oberösterreicher auch einige Special Effects wie Funkensprühregen und Konfetti, das durch die Luft fliegt. Ein schönes Extra – brauchen würden es die Musiker zur Untermalung ihrer Show aber eigentlich nicht. Die Musik und die Freude auf der Bühne wirken echt, die Texte ehrlich und die Energie reißt mit. Am Ende des Abends sind wir froh, die Tanzschuhe angezogen zu haben.
Heite schoffts no ana ins Nirwana
„Heit bin i wer, heit foi i söba vor mia auf die Knia! Oba heit, heit bin i wer, loss mi feiern bis morgen in da Friah!“ Ob das Trio sich ihre Liedzeile aus „Biniwer“ zu Herzen genommen hat, wissen wir natürlich nicht. Wir hoffen es aber. Denn ein so großes, homogenes Publikum so gekonnt durch den Abend zu führen und das Energielevel so hoch zu halten ist eine Leistung. Das kann man schon mal feiern. Wir freuen uns auf jeden Fall auf November, da gastiert die Folkshilfe nämlich wieder in Wien. Bis dahin wippen wir mit den Füßen und summen vor uns hin „Tonz di – ned au, loch di – ned au, red di – ned au, ned au, ned au, ned au“.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, der sollte online auf ihrer Website, Facebook oder Instagram vorbeischauen oder kann sich eine Woche lang den Auftritt ansehen.. Wenig überraschend legen wir aber jedem ein Konzert ans Herz, um sich selbst zu überzeugen.
(c) Fotocredit: Folkshilfe Grunwald
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